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Mai 2020

Serviceplan verliert den Chef der „Schweizer Garde“

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Christian Baertschi, Mitgründer und Chef der Schweizer Serviceplan Gruppe, verlässt das Haus.

Ausgerechnet zum 50. Geburtstag von Europas größter inhabergeführter Agentur (Umsatz 442 Mio €) muss der Münchner Hauptgeschäftsführer Florian Haller den Abgang eines erfolgreichen Länderchefs verkraften. Zum 31. Mai gibt Christian Baertschi alle Führungsämter der Serviceplan Group Switzerland AG ab.

Immer freundlich: Christian Baertschi bei der Gala zum „Marketeer of the Year“ in Zürich

Die Fachjournalie wertet den prominenten Abgang als „Paukenschlag“ und „Erdbeben“. Denn Baertschi hat die Schweizer Serviceplan in sieben Jahren von Null auf Hundert gebracht. Mit zehn Mitarbeitern gestartet, sitzen heute im Zürcher Haus der Kommunikation 130 Werbespezialisten. Baertschis Kunden machten sich gut in der Zentralkartei der Münchner Hauptverwaltung: Credit Suisse, Migros Industrie, Swisscom oder der Elektro- und Roboterkonzern ABB.

Made in Serviceplan Swiss: Hauptsponsoring und Grossauftritt von ABB in der Formel E

Der 50jährige Schweizer passte perfekt in die Welt von Serviceplan: lieber leise als laut, aber für die Kundschaft nur das Beste. Frei nach diesem Motto holte die Schweizer Serviceplan beispielsweise einen Euro Effie mit der internationalen Robbie-Williams-Kampagne für Cafe Royal. Den zweiten „Europapokal“ gab´s für die ABB-Kampagne rund um die Formel E. Dazu kamen ADC-Medaillen, Cannes-Löwen, der Edi und die Marketing Trophy.

Was bleibt im Rückblick? Zum Beispiel die neue Swiss Life-Eishockeyarena in Zürich. Nach zehn Jahren Hickhack hatte die Serviceplan-Kampagne „Jeder ist ein Schlüsselspieler“ die Stimmung gedreht. 2022 soll nun der Megakomplex eingeweiht werden.

„Ein Prosit auf mein Team“: Christian Baertschi beim hauseigenen Oktoberfest in Zürich

Zudem holte die Baertschi-Truppe zusammen mit ABB nach 63 (!) Jahren wieder ein Autorundstreckenrennen in die Schweiz. Mitten in Zürich startete 2018 die Formel E.

Was sicherlich bleibt, ist auch der von Christian Baertschi  initiierte „Marketeer of the Year“. Eine prominent besetzte Jury (u.a. mit Matthias Ackeret, Chef  von „persönlich“, Peter Felser, Felser Brand und Uwe Tännler vom Swiss Marketing Forum) kürte Schweizer Marken und ihre Macher (z.B. David Allemann von der Sportmarke On und Carl Eisener vom Kult-Messerli Victorinox). Mit der Marketeer-Initiative sollen „kantonale- und Branchen-Abgenzungen“ überwunden werden.


Aus der Münchner Zentrale kam Dank an den baldigen Ex-Chef, verbunden mit der Hoffnung auf freundschaftliche Verbundenheit.

Baertschi selbst will nach einer Familienpause eine neue „strategisch ausgerichtete“ Tätigkeit übernehmen. Pam Hügli wird neue CEO und Partner bei Serviceplan Suisse, Markus Noder wird neuer Chef des Verwaltungsrats und Paul Serrat Kreativchef.

Adidas, Allianz & Olympia: Lockdown im Sponsoring?

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Corona-Chaos auch im Sportmarketing? Ein Interview mit Sportrechte-Anwalt Guido Kambli.

Der Münchner Jurist ist Leiter der Sportrechte-Crew der  BAY GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsanwaltsgesellschaft. Er war bis 2012 Mitglied des Beirats beim TSV 1860 München und involviert im Naming-Right-Vertrag der Allianz Arena.

Herr Kambli, zu Ihren Mandanten und Verhandlungspartnern gehören Vereine aus nationalen und internationalen Fußball-Ligen sowie die Allianz, Sortimo, Nike, Infront oder Lagadère. Von welchen Reaktionen können Sie aus der Welt der Sportfinanzen berichten?

Kambli: Ich bitte um Verständnis, dass ich unsere Mandanten nicht konkret benennen kann. Generell kann ich feststellen, dass der Sport und seine Sponsoren in der Krise wohlüberlegt und professionell reagieren. Der erste Reflex bei den Sponsoren, die wir vertreten, war nicht, zu kürzen, sondern partnerschaftlich kreative und wirtschaftlich vertretbare Lösungen zu finden.

Beste Connections ins Eishockey: Guido Kambli (m.) mit Tom (li.) und Erich Kühnhackl und dem berühmten Stanley-Cup, den Tom 2x gewann

Aber beim Fußball-Drittligisten Unterhaching hat doch gleich der Hauptsponsor gekündigt. 450.000,- Euro fehlen dem Präsidenten Manfred Schwabl.

Kambli: Dafür hat in Frankfurt die Deutsche Bank für kolportierte 5,5 Millionen Euro pro Jahr die Namensrechte für das Eintracht-Stadion übernommen. In unserem Business wird es auch nach Corona immer wieder Veränderungen geben. Dabei gilt immer: Je tiefklassiger die Fußball-Clubs, desto härter der Kampf um die Budgets – und desto kreativer müssen die Verantwortlichen sein.

Wie sehen Sie die internationalen Verbindungen zwischen dem Sport und der Wirtschaft. Olympia ist verschoben, die EM ebenfalls und die Champions League wird auch verspätet weiterspielen. Was raten Sie in diesen Fällen ihren Mandanten, die Millionen investieren?

Kambli: Zunächst unterstützen wir die von uns vertretenen Unternehmen dabei, faire und kreative Lösungen zu finden und ausgefallene Sponsoring-Maßnahmen zu kompensieren – zum Beispiel mit Online-Events und -Kampagnen oder zusätzlichen TV-relevanten Werbeflächen bei wahrscheinlich bald stattfindenden Fußball-Geisterspielen.

Fit im Fußballdress: Rechtsanwalt Kambli (li.) mit FC Bayern-Vorstand Andreas Jung

Aber da gibt es doch ein Sonderkündigungsrecht bei Doping- und anderen schweren Verstößen. Gilt das auch jetzt?

Kambli: Zur Fußball-Bundesliga: Wäre es zum Abbruch der laufenden Bundesligasaison gekommen, wären die Vereine von ihrer Pflicht zur Erbringung einer noch ausstehenden Werbemaßnahmen befreit gewesen. Der Sponsor wäre im Gegenzug nicht mehr verpflichtet, seine ausstehende Vergütung zu entrichten. Darüber hinaus hätte er bereits erbrachte Zahlungen eventuell anteilig zurückverlangen können. In vielen Sponsoringverträgen finden sich Force-Majeure-Klauseln. Diese enthalten regelmäßig individuell zwischen den Parteien vereinbarte Vertragsmodalitäten für den Eintritt unabwendbarer Ereignisse („höhere Gewalt“). Ob eine Corona-bedingte Verletzung vertraglicher Leistungspflichten einen solchen Fall höherer Gewalt darstellt, ist noch nicht höchstrichterlich entschieden, viele Argumente sprechen aber grundsätzlich dafür. Deshalb war es für die Rechteinhaber wichtig, die Events zu verschieben, die laufenden Serien zu unterbrechen, aber eben nicht abzusagen.

Insider international: Kambli mit Hans-Willy Brockes, dem Chef des ESB Marketing mit Sitz in St. Gallen

Adidas könnte doch aber in der Krise viel Sponsoringgeld sparen. Bei den Shop-Mieten hat man ja das auch versucht.

Kambli: Generell ist festzustellen, dass sich in den vergangenen Jahren Sponsorings zu echten Partnerschaften entwickelt haben. Es geht weniger um Cent-kontrollierte Leistung und Gegenleistung, sondern um ein ehrliches Win-Win. Das wird bei Adidas nicht anders sein – was die Mietzahlungen betrifft, ist das Unternehmen ja zurückgerudert. Ein wichtiges Signal.

Glauben Sie, dass die Corona-Krise die Preise im Sponsoring fallen lässt? 

Kambli: Kurzfristig gesehen, kann das so sein, ähnlich wie bei Transfers von Fußballspielern oder bei den Gehältern der Sportler. Mittel- und langfristig denke ich aber nicht.

Ist es jetzt ideal, als Sponsor kostengünstig in den Sport einzusteigen?

Kambli: Wer jetzt als Sponsor im Sport einsteigt, hat sicher eine gute Ausgangsposition für Verhandlungen. Fast alle Sportarten suchen derzeit händeringend nach Lösungen, um finanzielle Krisen zu vermeiden. Dennoch sollten Sponsoren nicht kurzfristig handeln, sondern nachhaltig und mit einem klaren Konzept für mehrere Jahre. Sponsoring erreicht seine Kommunikationsziele erst auf der „langen Geraden“. Auf „Schnäppchenjagd“ zu gehen, greift meines Erachtens zu kurz.

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