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März 2020

Die Kreativ-Sieger der Woche

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Was macht Corona mit uns? „Kreativ“, sagen immer mehr Kreative und widmen sich immer engagierter der klassischen Werbung. Das überrascht. Schauen Sie selbst….

Wir befinden uns in Woche 2 des Corona-Ausnahmezustands. Mittlerweile haben alle TV-Sender Mutmach-Inserts dauerhaft eingeblendet (siehe auch Folge II unseres Checks). Das ZDF hat seine Mainzelmännchen Corona-aktualisiert. Nike, Coca-Cola, Adidas und andere haben virale Kampagnen laufen. Wobei Adidas am heutigen Freitag, 27. 3., ein auflagenstarkes Medien-Crossover gelang: Bild enthüllte auf Seite 1, dass die Sportmarke keine Shop-Miete mehr bezahlen wolle. Corona knallhart. Es geht aber auch anders. Hier die Kreativ-Sieger dieser Woche.

1. Sport Schuster

Ernst in Action an der Litfaßsäule: Fällt Ihnen was auf?
Miriam auf der Almwiese: Normalerweise arbeitet sie im Marketing…

Münchens großes Sporthaus überrascht mit einer Out-of-Home-Kampagne. Große Sehnsucht schon auf den ersten Blick. Gezeigt wird eine atemberaubende Almwiese und Bergschnee in Champagnerqualität. Aber: Derzeit selbst von München aus nicht richtig erreichbar. Auf den zweiten Blick lernen wir Ernst und Miriam kennen. Das sind keine Testimonials ausm Model-Katalog, sondern echte Mitarbeiter von Sport Schuster. Kleiner Textzusatz in Klammern. „Aber nicht heute.“ Miriam und Ernst müssen also Homeoffice. Diese aktuelle Kampagne ist reif für einen ADC-Nagel. Aber die Kür der besten Werbung durch den Art Directors Club fällt in diesem Jahr mutmaßlich auch aus. Deshalb Gold für Sport Schuster von headline1.de.

2. Die Deutsche Post/DHL

Plakative und ausgezeichnete Danksagung der Post in den Zeitungen

Auch wir bewundern die Arbeit der emsigen Paketzusteller (z.B. 53-Kilo-Rasenmäher-Paket in den 3. Stock) und die ihrer Kollegen vom Postdienst. Das sieht auch die Bonner Konzernführung so. Ergebnis: ein großes, ganzseitiges DANKE auf Gelb. 27 gut gelaunte Postler im Portrait zeigen sich deutschlandweit in der Printanzeige. Daneben Notizen der dankbaren Kundschaft. Tolle Idee! Die Silbermedaille der Woche an den oft gescholtenen Ex-Staatskonzern.

3. Die Volks- und Raiffeisenbanken

5 Kinder, 1 Botschaft: Morgen kann kommen

Wie gelingt es einer Kampagne, Mut und Zuversicht zu erzeugen? Den Volks- und Raiffeisenbank ist dies gelungen mit ihrem „Morgen kann kommen“. Bemerkenswert ist, dass die TV-Spots und die dazugehörenden Printmotive zeitgleich bereits kurz vor dem Corona-Ausnahmezustand anliefen. Zufall oder Instinkt? Egal. Die Münchner headline-Jury jedenfalls ist begeistert vom Artwork des Auftritts. Unaufgeregt, sympathisch, authentisch. Dazu der Claim, den die Marke seit Jahren aufrecht hält: Wir machen den Weg frei. Bronze für die Kids und für großes Kino.

3.  Die Sparkassen

Kreativ im Printauftritt: die Sparkasse mit Herz-Logo

Die Berliner Sparkassen Finanzportal GmbH (SFP) steuert für den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) die komplette Werbung – hat also auch das Herzmotiv (oben) groß in den Zeitungen geschaltet. Ob nun für SFP oder DSGV: headline1.de zeichnet das knallrote Printmotiv mit Bronze aus. Zwar ist der Textbody etwas lang. Aber es ist nicht unklug, die aktuellen Keywords noch einmal zu erwähnen: Kredite, Fördermittel, App, Homeoffice, Kinder, etc. Macht Sinn und auch der Claim passt: „Gemeinsam da durch.“ Kreatives Highlight des Auftritts ist das große Logo. Das traditionelle Sparkassen-S wird einfach zum Herz mit Punkt. Bronze deshalb für die Punktlandung mit Herz!

Der große Anzeigen-Check Corona (Teil II)

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Wie die Marken das Thema Corona in ihre Kommunikation integrieren: Überraschend, kreativ und emotional.

RTL schnell: Ab Donnerstag, 19. März, blendeten die Sender der Kölner Gruppe neben dem jeweiligen Logo den Hashtag wirbleibenzuhause ein. Einen Tag später folgten die Sender der Pro7Sat1-Gruppe. „Zusammen gegen Corona“, eine Kampagne des Berliner Gesundheitsministeriums, erhält damit noch breitere Reichweiten. Wer dann daheim in der Zeitung blättert, kann Interessantes entdecken. Anzeigen mit Corona-Bezug. Hier Teil II unseres Print-Markenreports.

Die Tröstende:

Die katholische Kirche macht auf ihr Angebot aufmerksam

Die Marke der katholischen Kirche hat in Deutschland viel Glanz verloren. Skandale, Streitereien und noch ´n Skandal. Um so positiv überraschend ist die Anzeige, die wir am Samstag, 21.3., in der tz fanden. „Wir sind da – gerade jetzt“ verkündet die Erzdiözese München und Freising. Sie verweist auf das Streaming der täglichen Gottesdienste, auf die Telefonseelsorge und auf eine ökumenische Krisenberatung. Ein tröstendes Zeichen…

Die Vereinten:

Deutschlands Lebensmittelhändler mit ihrer gemeinsamen Botschaft

In der Not wird zusammengestanden – frei nach diesem Motto hat die Corona-Katastrophe ganz neue Allianzen geschaffen, bzw. bestehende Fachverbände gestärkt. Beispiel: die sonst hart konkurrierenden Lebensmittelhändler. Was wir sonst eigentlich nur von der chemischen Industrie kennen, zeigt die Lebensmittelbranche: Einigkeit im Großformat. Aldi, Penny & Co. sichern gemeinsam die Lebensmittelversorgung zu, bedanken sich bei den Angestellten. Bekundet auf auf 1/1 4c (Ausschnitt oben).

Plakativ: diese Anzeige soll in die Fenster gehängt werden

Auch die Zeitungen selbst geben Zeichen: Mit einem Poster, das die Menschen gut sichtbar ins Fenster hängen sollen: „Wir bleiben zuhause.“ Eine Aktion der Zeitungen. Ob die Anzeige vom Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV), dem Verband der einzelnen regionalen Zeitungsverleger oder vom Springer-Vorstand Mathias Döpfner persönlich initiiert wurde, ist derzeit nicht bekannt. Trotzdem: ein plakatives Statement.

Die Fleißigste:

Emotionen plus Sonderangebote: clevere Edeka-Kommunikation

Mit einem Umsatz von 53,6 Mrd. Euro ist Edeka nicht nur Deutschlands größter Lebensmittelhändler, sondern auch fleißigster Kommunikator in der Corona-Krise. Die Marke präsentiert sich in TV und Print unter dem Titel „wir sind für Sie da“. Man warnt vor Fake-Meldungen, bedankt sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (ca. 376.000) und präsentiert dabei im Vier-Farb-Druck noch die aktuellen Sonderangebote (incl. Frische-Tipps). Emotion + Service = preiswürdig!

Anzeigen-Check Corona: die schnellsten Marken

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Wie die Marken im Print das Thema Corona aufnehmen – ein Überblick (Folge 1).

Begonnen hat unsere redaktionelle Auswertung am Montag 16. März. Am Wochenende zuvor hatte Tirol gerade seine Grenzen geschlossen. Dann wurde für Sonntag 15.3. das vorzeitig Ende der Skisaison verkündet. Aber die Sonne lockte in die Berge. Und kaum jemand ließ sich von der Schlange an der Zugspitz-Gondel schocken: 1 Stunde 15 Minuten warten, dicht gedrängt. In der Woche bis Freitag, 20.3., kam eine Hiobsbotschaft nach der anderen. In der Katastrophe stieg massiv das Interesse an seriösen Infos. Please no fake. Und was machte die Anzeigenkundschaft? Wer hat wie Corona thematisiert. Der Marken-Report über die Siegeranzeigen:

Die Erste:

Ausm Archiv, deshalb leicht verknittert: die Corona-Anzeige von Lidl/Kaufland

Es war wie bei den Sportprofis. Lidl ist ja seit Jahren Sponsor der erfolgreichen Rennradtruppe von Quickstep sowie im deutschen Handball. Und nun war die ganze Öffentlichkeit dran. Erst verkündete die Schwarz-Gruppe die Neuordnung in der Chefetage (Gerd Chrzanowski wird Nachfolger von Patriarch Klaus Gehrig). Dann startete am Montag die Printkampagne. 1/1 4c: „Wir versorgen Deutschland. Wir sind für euch da!“ Auch ein Dank an die „vielen tausend Kolleginnen und Kollegen für die herausragende Arbeit“. Schöne & schnelle & professionelle Reaktion!

Die Münchnerischste:

12 x 12,5cm groß: Gesundheitswünsche aus München in der SZ

Der Münchner Autoverleiher Sixt hat früher mit schnellen Anzeigen die Kreativbranche entzückt (die Kanzlerin mit Cabrio-Frisur, etc.). Aber mit den Jahren hat sich in der bayerischen Landeshauptstadt eine gewisse kreative Trägheit breit gemacht. Cash kommt, auch ohne Markenkommunikation. Deshalb ist allein schon mal die Tatsache positiv zu bewerten, dass eine Anzeige mit aktuellem Bezug aus München geschaltet wird. Konkret: Die Fünf Höfe, ein edles Shopping-Center in der Innenstadt, wünscht schwarz auf weiß „bleibende Gesundheit“. Wahrscheinlich aus Kostengründen nur 12 x 12,5 cm groß, am Freitag im Lokalteil der SZ. Aber immerhin. Ein Lebenszeichen.

Die Cleverste:

Die Telekom hat ein Herz für Kunden

Die Deutsche Telekom sorgt mit T-Mobile gerade in Amerika für Riesenwirbel. Nach einem jahrelangen Poker-Marathon steht die Übernahme des US-Telefonisten Sprint kurz vor dem Abschluss. Ein Milliarden-Deal. CEO Tim Höttges könne „vor lauter Kraft kaum laufen“, zitiert das managermagazin einen Insider. Ob sich der Chef persönlich die Corona-Kampagne ausgedacht hat, oder sein berühmter Markenchef Hans-Christian Schwingen (er verlässt ja zum 1.4.20 die Telekom), oder ob es der Einstand ist von Schwingens Nachfolger Ulrich Klenke (Ex-CEO Ogilvy), konnte nicht eindeutig geklärt werden. Egal: Die Telekom hat blitzschnell geschaltet und am gestrigen Donnerstag per Printkampagne ihre Gaben veröffentlicht. Es gibt 10 GB Datenvolumen pro Monat umsonst, auch für 6 Monate das neue Disney+. Das Homeoffice wird erleichtert und die Schulen können 3 Monate lang kostenlos online konferieren. Die Headline: „Wir verbinden Deutschland“. Da schlackert die Konkurrenz mit den Ohren – und sieht nur noch Magenta.

Fortsetzung folgt!

Isarflimmern

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Im Reigen der Münchner B- und C-Festivals will nun ein Programm rauf in die A-Klasse: Die MCBW. Hilfe dafür kommt aus Berlin.

Der Buchstabenmix MCBW ist die Abkürzung der „Munich Creative Business Week“ (7. bis 15. März). „Sie ist der bayerische Leuchtturm für Design“, sagt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Mit 220 Veranstaltungen und 140 Partnern ist das Angebot in der Tat riesig. Zu sehen, zu erleben ist nicht nur Design im klassischen Sinn, sondern auch neue Ideen zur Gestaltung der Zukunft. Im Angebot: Vorträge, Ausstellungen, Workshops, Diskussionen und Ateliershows fast rund um die Uhr.

Das Zebra ist Keyvisual der MCBW vom 7. bis 15. März in München und Landshut

Seit neun Jahren gibt´s die MCBW. Aber der „Leuchtturm“ funzelt nur. Der große Besucheransturm blieb aus. Am Geld liegt´s nicht. Das Bayerische Wirtschaftsministerium, die Stadt, BMW, Allianz, Steelcase, Ströer und andere investieren über eine Million Euro ins Design und seine „Week“.

Warum ist die MCBW nur ein Insider-Tipp?
Das hat mehrere Gründe: Das XXL-Programm ist ein Dschungelbuch (238 Seiten). Zwischen Gärtnerplatz Theater, Handwerksmesse und Start-up-Workshops fehlt ein Leitfaden. Und: Keines der Design-Events hat die Power für eine Schlagzeile. No Reichweite = no Bekanntheit. Dazu kommt ein irritierendes MCBW-Plakatmotiv. Es zeigt ein Zebra (Foto oben). 2019 war´s ein Kakadu. Die schönen Motive lenken eher in den Tierpark Hellabrunn, als auf das Thema Design und Nachhaltigkeit.

Kunstdesigner Jan Kuck: Für die MCBW hat er eine Neon-Trilogie konzipiert

Zwischen Zebra und Kakadu kommt nun der Berliner Konzeptkünstler Jan Kuck ins Spiel. Der 42-jährige Berliner hat für die MCBW ein Neon-Triple konzipiert – und damit schon im Vorfeld viel Media erzielt. Unterstützt von seiner Agentin Isabel Bernheimer und dem Hauptsponsor Monsun hat Kuck unterm Münchner Siegestor die vier Meter hohe Neonschrift „DESIGN! or NO SIGN“ installiert.

Stolz am Münchner Siegestor: Neon-Künstler Jan Kuck

Aktion Nummer 2: Am kommenden Mittwoch (5.3.) wird der Berliner mitten in München Deutschlands erste Neon-Schaufenster-Vernissage eröffnen. 14 Fenster des Kaufhauses Beck am Marienplatz mit leuchtenden Aussagen zu Sehnsucht und Leidenschaft.

Und schließlich das Highligh der Trilogie: Ab Samstag (7.3.) präsentiert der studierte Philosoph und Jurist „the burning river“. An der Mariannenbrücke wird ab 18 Uhr die Isar brennen. Dieser Feuereffekt entsteht, wenn Hochleistungspumpen Isarwasser zerstäuben und dann über Lasertechnik in diesen Wassernebel Flammen projiziert werden. Ein verblüffendes Schauspiel. Isarflimmern 2020.

Zwischen Mariannenbrücke und Praterinsel: Hier wird die Isar “brennen”

„Die Flüsse sind die Hauptschlagadern unserer Welt. Darauf möchte ich aufmerksam machen“, sagt Jan Kuck. Aber er will auch, dass man sich eine Frage stellt: „Wofür brennst Du? Was ist wichtig für Dich?“. Über https://www.the-burning-river.com/ haben bereits Hunderte Antworten geliefert. Diese Statements aus aller Welt werden während der Feuer-Performance auf Wände projiziert.

Mit Ausstellungen bei der Bienale in Venedig, in Budapest und Berlin gehört Kuck zu den renommierten Nachwuchskünstlern Deutschlands. Vielleicht stellt er mit seiner Münchner Neon-Triologie die MCBW in ganz neues Licht…

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