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Olympia

Olympisches Marketing in Berlin

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Was früher die ISPO in München, ist heute die IFA in Berlin: ein großer, internationaler Treffpunkt der Branchenwelt (5.-9.9.). Digital, KI, Super-Hightech – von der Waschmaschine bis hin zur Drohne. Die Big Player waren alle da und wurden bewundert.

Großformatig auf der IFA: Fußball-Testimonial Bastian Schweinsteiger

Immerhin ist ein Hauch von ISPO in den 23 Berliner Messehallen zu verspüren. Es geht um den Sport und seine Sportler. Sie sind perfekte Türöffner für den europäischen Markt. Denn die asiatischen Digital-Multis brauchen ganz schnell Bekanntheit.

Mit dem Sport in die Zielgruppe: FormelE-Wagen von Porsche

Gleich am Eingang Süd zeigt sich geschätzt 10 Meter hoch Weltmeister Bastian Schweinsteiger. Er wirbt für die chinesischen Reinigungsspezialisten Dreame (Staubsauger, digitale Highspeed-Fensterputzer).

Garantiert mit seine Namen: Fußball-Star Luca Modric

Schweinsteigers Ex-Gegner von Real Madrid, Luca Modric, ist groß promoteter Botschafter von Mova, einem Haushaltsgeräte-Konzern, auch aus China. Aber noch stärker zeigt sich der Ex-Dortmunder Torjäger Erling Haaland. Der aktuelle Stürmer von ManCity ist Titelheld der Messezeitschriften, prangt per Display am Eingangsbrunnen und ist auf XXL-Bannern nicht zu übersehen. Haaland steht für den China-Multi Midea (Haushalt, Klima).

Ein Testimonial, wie wir es kennen: Erling Haaland im Fußballdress, farblich passend zum Sponsor

Selbst für Skispringer Andreas Wellinger war noch Platz im Promi-Board. Seine Marke Chiq (Haushalt, TV) schwärmt in der IFA-Kampagne: Man stehe an der Seite des Olympiasiegers und verkörpere „die gemeinsamen Werte jugendlicher Energie“. Wunderschön formuliert.

Treffendes Symbol für treffendes Marketing: Asiatischer Kämpfer im Werbeeinsatz

Die Formel E, die Champions League und die Olympischen Spiele: Während München noch überlegt, sich für die Spiele zu bewerben (siehe rechts: Olympi-Ja oder was?), spielen in Berlin die Profi-Sportsponsoren wie TCL, LG und Hisense schon mal groß auf.

Sportinstallation mit packenden Bildern: Olympiasponsor TCL

Dereinst hatte zum Beispiel Adidas eine prominente Halle bei der Münchner Sportartikelmesse ISPO belegt. Mit 2stöckigem Headquarter. Vorbei. Der Sportartikler ist nach derzeitigem Stand nicht mehr für München gebucht (30.11. bis 2.12.25).

Imposanter Messeauftritt: der türkische Techno-Konzern Vestel

Wie sich Marktführer aktuell präsentieren, sah man in Berlin: Megascreens, gebogen, bis zu 15 Meter lang, KI-Animation im Sensurround oder einfach mal ´ne ganze Halle belegt (Vestel, LG). Die Berliner IFA war ein Showdown von internationaler Marken- und Marketingmacht.

Immerhin etwas Weißblau in Berlin: BMW-Maschine als Kamera-Testimonial

Der Rest der Welt (Ebay, Metz, Miele, etc.) war immerhin auch da. Aus Bayern? Selbst das oberbayerische Bora, angeblich Marktführer für Küchen- und Dunstabzugsinstallationen, hatte keinen Stand bei der Hightech-Marken-WM. Motto: lieber unauffällig. Wie das Bora-Team aufm Rennrad…

Adidas, Allianz & Olympia: Lockdown im Sponsoring?

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Corona-Chaos auch im Sportmarketing? Ein Interview mit Sportrechte-Anwalt Guido Kambli.

Der Münchner Jurist ist Leiter der Sportrechte-Crew der  BAY GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsanwaltsgesellschaft. Er war bis 2012 Mitglied des Beirats beim TSV 1860 München und involviert im Naming-Right-Vertrag der Allianz Arena.

Herr Kambli, zu Ihren Mandanten und Verhandlungspartnern gehören Vereine aus nationalen und internationalen Fußball-Ligen sowie die Allianz, Sortimo, Nike, Infront oder Lagadère. Von welchen Reaktionen können Sie aus der Welt der Sportfinanzen berichten?

Kambli: Ich bitte um Verständnis, dass ich unsere Mandanten nicht konkret benennen kann. Generell kann ich feststellen, dass der Sport und seine Sponsoren in der Krise wohlüberlegt und professionell reagieren. Der erste Reflex bei den Sponsoren, die wir vertreten, war nicht, zu kürzen, sondern partnerschaftlich kreative und wirtschaftlich vertretbare Lösungen zu finden.

Beste Connections ins Eishockey: Guido Kambli (m.) mit Tom (li.) und Erich Kühnhackl und dem berühmten Stanley-Cup, den Tom 2x gewann

Aber beim Fußball-Drittligisten Unterhaching hat doch gleich der Hauptsponsor gekündigt. 450.000,- Euro fehlen dem Präsidenten Manfred Schwabl.

Kambli: Dafür hat in Frankfurt die Deutsche Bank für kolportierte 5,5 Millionen Euro pro Jahr die Namensrechte für das Eintracht-Stadion übernommen. In unserem Business wird es auch nach Corona immer wieder Veränderungen geben. Dabei gilt immer: Je tiefklassiger die Fußball-Clubs, desto härter der Kampf um die Budgets – und desto kreativer müssen die Verantwortlichen sein.

Wie sehen Sie die internationalen Verbindungen zwischen dem Sport und der Wirtschaft. Olympia ist verschoben, die EM ebenfalls und die Champions League wird auch verspätet weiterspielen. Was raten Sie in diesen Fällen ihren Mandanten, die Millionen investieren?

Kambli: Zunächst unterstützen wir die von uns vertretenen Unternehmen dabei, faire und kreative Lösungen zu finden und ausgefallene Sponsoring-Maßnahmen zu kompensieren – zum Beispiel mit Online-Events und -Kampagnen oder zusätzlichen TV-relevanten Werbeflächen bei wahrscheinlich bald stattfindenden Fußball-Geisterspielen.

Fit im Fußballdress: Rechtsanwalt Kambli (li.) mit FC Bayern-Vorstand Andreas Jung

Aber da gibt es doch ein Sonderkündigungsrecht bei Doping- und anderen schweren Verstößen. Gilt das auch jetzt?

Kambli: Zur Fußball-Bundesliga: Wäre es zum Abbruch der laufenden Bundesligasaison gekommen, wären die Vereine von ihrer Pflicht zur Erbringung einer noch ausstehenden Werbemaßnahmen befreit gewesen. Der Sponsor wäre im Gegenzug nicht mehr verpflichtet, seine ausstehende Vergütung zu entrichten. Darüber hinaus hätte er bereits erbrachte Zahlungen eventuell anteilig zurückverlangen können. In vielen Sponsoringverträgen finden sich Force-Majeure-Klauseln. Diese enthalten regelmäßig individuell zwischen den Parteien vereinbarte Vertragsmodalitäten für den Eintritt unabwendbarer Ereignisse („höhere Gewalt“). Ob eine Corona-bedingte Verletzung vertraglicher Leistungspflichten einen solchen Fall höherer Gewalt darstellt, ist noch nicht höchstrichterlich entschieden, viele Argumente sprechen aber grundsätzlich dafür. Deshalb war es für die Rechteinhaber wichtig, die Events zu verschieben, die laufenden Serien zu unterbrechen, aber eben nicht abzusagen.

Insider international: Kambli mit Hans-Willy Brockes, dem Chef des ESB Marketing mit Sitz in St. Gallen

Adidas könnte doch aber in der Krise viel Sponsoringgeld sparen. Bei den Shop-Mieten hat man ja das auch versucht.

Kambli: Generell ist festzustellen, dass sich in den vergangenen Jahren Sponsorings zu echten Partnerschaften entwickelt haben. Es geht weniger um Cent-kontrollierte Leistung und Gegenleistung, sondern um ein ehrliches Win-Win. Das wird bei Adidas nicht anders sein – was die Mietzahlungen betrifft, ist das Unternehmen ja zurückgerudert. Ein wichtiges Signal.

Glauben Sie, dass die Corona-Krise die Preise im Sponsoring fallen lässt? 

Kambli: Kurzfristig gesehen, kann das so sein, ähnlich wie bei Transfers von Fußballspielern oder bei den Gehältern der Sportler. Mittel- und langfristig denke ich aber nicht.

Ist es jetzt ideal, als Sponsor kostengünstig in den Sport einzusteigen?

Kambli: Wer jetzt als Sponsor im Sport einsteigt, hat sicher eine gute Ausgangsposition für Verhandlungen. Fast alle Sportarten suchen derzeit händeringend nach Lösungen, um finanzielle Krisen zu vermeiden. Dennoch sollten Sponsoren nicht kurzfristig handeln, sondern nachhaltig und mit einem klaren Konzept für mehrere Jahre. Sponsoring erreicht seine Kommunikationsziele erst auf der „langen Geraden“. Auf „Schnäppchenjagd“ zu gehen, greift meines Erachtens zu kurz.

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