Trauer um Münchner Agentur-Chef Ernst Benner
München – In der Szene des deutschen Dialogmarketings war er so was wie eine Dampfmaschine. Er zeigte Leistung, schob kreativ an und ließ auch mal Dampf ab. Jetzt ist der Münchner Agentur-Chef Ernst M. Benner überraschend verstorben.
Die Gründung seiner Agentur Benner & Partner fiel 1994 in die Glanzzeit des Marketings. Erfolgreiche Agenturen wie Ogilvy, Heye, Publicis, HM1 und Serviceplan machten München zum begehrten Standort. Und Ernst Benner mischte kräftig mit. Wichtigster Kunde, neben der Allianz: BMW. „Don Ernesto“ beteiligt sich an Petra Holochers peerevents und am Caterer eat. Sein Herz schlug auch für die einst berühmte Bayerische Akademie für Werbung und Marketing (BAW, mittlerweile aufgelöst).
Ernst, der Glücksritter, der Netzwerker, der Harleyfahrer – natürlich auf der Überholspur. Die Motorradmarke bringt ihm 2009 Gold und Bronze beim renommierten Deutschen Dialogmarketingpreis (ddp). Dazu gibt´s Auszeichnungen für seine Fan-Aktivierung beim FC Bayern München und für eine Luxus-Einladung der Unternehmensberatung Strasser & Strasser.
Ernst Benner weiter im Vollgasmodus. Er wird in die ddp-Jury berufen, soll in die „Hall of Fame“, veranstaltet dazwischen große Party-Events in Berlin und München. Sein Heimspiel ist das Oktoberfest, genauer gesagt das Hippodrom. Ernst lud ein und alle kamen. Schampus für alle.
Aber der Agentur-Chef wird mit den Jahren nachdenklicher. Nicht nur im Dialogmarketing sind härtere Zeiten angebrochen. Zu mir sagte er: „Ich habe immer häufiger immer weniger Freude am Job.“ Es gibt Kündigungen, Anteilseigner wollen ihr Geld. Ernst Benner: „Sogar meinen Wies´nwirt Sepp Krätz haben sie vom Oktoberfest verbannt.“
Und dann Corona. Ernst Benner verschwindet immer häufiger in sein Ferienhaus auf Sardinien: „Dort ist alles viel entspannter. Ich kann mit meinem Sohn Max stundenlang windsurfen.“
Fluchtpunkt Sardinien
Ehemalige Wegbegleiter besuchen ihn, wie der bekannte Dialog-Experte Claus Mayer (gkk). Auf dem Programm: Jeep-Touren durch die Wildnis. Im Dezember muss sich Ernst Benner an der Galle operieren lassen. Es kommt zu Komplikationen. Am 2. März verstirbt er auf der Intensivstation. Er wurde nur 63 Jahre alt, hinterlässt Ehefrau Heike und die beiden Kinder Max, 29 und Lisa, 27.
Es bleiben die “Kinder von gestern”
Aber ein Werk von Ernst Benner wird bleiben: der von ihm mitgegründete Verein „Kinder von gestern“. Das ist ein „Jugendclub für Senioren“ in Schwabing. Hier gibt´s kostenlose Unterhaltung, Kaffee und Kuchen. Fast so wie früher…