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Juli 2019

Deutschlands längster Werbespot

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Radsport und nix Fußball: Warum immer mehr deutsche Marken bei der Tour de France mitfahren.

Drei Wochen läuft sie, die 106. Tour durch Frankreich (6. – 29.7.), diesmal zu Ehren von Eddy  Merckx, mit Start in Brüssel. Sie ist das drittgrößte TV-Event der Welt (nach Olympia und Fußball-WM). Auch Deutschland war mal „home of pedalos“. Mit Telekom und ARD in der vordersten  Sponsorenreihe. Aber der Dopingskandal um Jan Ullrich 2006 verbannte den Radsport in die Schmuddelecke.

Im Großformat neben der Strecke 2019: Traumhäuser in traumhafte Landschaften

Nun das Comeback, auch weil deutsche Fahrer wieder ganz vorne mitradeln.. Die Tour ist wieder der längste Werbespot der Welt. Eine 3814 Kilometer lange Roadshow. Kein Wunder, dass da immer mehr deutsche Marken aufspringen:

Printmotiv im Großformat von Eurosport

• Eurosport
Überträgt seit 1991 alle Höhen und Tiefen der Tour. Jetzt ist der Discovery-Sender auf der Siegerseite. Aktuell bis zu sechs Stunden Liveübertragung. Ex-Profis als Reporter im Tross. Ex-Profis als Kommentatoren. Die erkennen sogar den Reifendruck der Maschinen. Eurosport erreicht die Radfans über alle Onlinekanäle und über Print-Anzeigen (Foto). Kein Wunder, dass da die Werbeinseln gut gebucht sind (u.a. Alpecin, schauinsland-Reisen, Festina, Enervit, get your guide, und das nervige bett1.de). Zwischenergebnis: die Quote steigt im Vorjahresvergleich um 23 Prozent.

• ARD
Überträgt nicht ganz so umfangreich und emotional wie Eurosport, aber auch mit großem Team in Frankreich. Darf deutschen Top-Fahrer Emanuel Buchmann immer als erste interviewen. An den Wochenenden bis zu  fünf Stunden live „strampel & schwitz“ auf der ARD. Skoda ist TV-Presenter, die Quoten erreichen über eine Million.

Schon im vergangenen Jahr war Lidl Sponsor bei Quick-Step

• Lidl
Die deutschen Discounter-Milliardäre haben eine der erfolgreichsten Sponsoringflächen im Radsport kreiert: Auf Ärmeln und Hosenrückseiten des belgischen Rennstalls Quick-Step leuchtet das gelbe Lidl-Logo. Sponsoring im WM-Format. Quick-Step ist seit Jahren das erfolgreichste Profiteam der Welt, bei der Tour tagelang im Gelben Trikot. Dazu TV-Spots in der ARD. Onscreen-Zeiten wie die Telekom beim FC Bayern.

• Bora-Hansgrohe
Willi Bruckbauer, bayerischer Schreinermeister und Erfinder des Dunstabzugs Bora, ist so was wie der Papa der neuen deutschen Rennradwelle. 2015 steigt der Hobbyradler als Sponsor ein. Seine „Anti-Dunsthauben-Technik“ soll weltbekannt werden. 2017 holt Willi den Schwarzwälder Sanitärproduzenten Hansgrohe ins Team, formt „Bora-Hansgrohe“ zur Erfolgsmarke. Tripple-Weltmeister Peter Sagan fährt für den Rennstall (und gibt fahrend auf einer Bergetappe sogar Autograme). Kollege Emanuel Buchmann hat sogar Chancen aufs Siegertreppchen 2019. Bora präsentiert sich auf Eurosport und der ARD im coolen Werbespot. Bei Hansgrohe spart man diese TV-Kosten, kutschiert das Personal lieber mal an die Strecke der Tour de France.

Continental präsentiert sich selbstbewusst als Tour-Sponsor

• Continental
Die Reifenmarke aus Hannover hat sich in diesem Jahr bei der Tour als Hauptsponsor eingekauft. Mega-Logos in allen Zielbereichen, auf den Interview-Wänden und bei den Zwischenwertungen. Dazu Print-Motive und Präsenz in der elf Kilometer langen Werbe-Kolonne, die die Zuschauern mit Geschenken begeistert.

• Haribo
Seit vielen Jahren Sponsor und im Tross der Tour. In Deutschland kein großes Thema. Dafür sind in Frankreich rund 12 Millionen Zuschauer an der Strecke begeistert: In der Werbekolonne präsent, verteilt Haribo Goldbären und Maoam.

Canyon groß im Bild: In Print und in TV

• Canyon und Cube
Zwei deutsche Radmarken, die in der Weltspitze mitfahren. Canyon, mit einem Drei-Wochen-Spotpaket auf Eurosport, rüstet gleich zwei Teams aus: Katusha-Alpecin und Movistar (mit dem deutschen Telefonanbieter 0 2 als Co-Sponsor). Cube aus der Oberpfalz spendiert die Karbonmaschinen für das Wildcard-Team Wanty-Gobert.

Auch im Radsport mit von der Partie: die Brauerei Krombacher

• Krombacher
Die Biermarke gehört seit Jahrzehnten zu den aktivsten Sportsponsoren Deutschlands. Clever im Radsport: Lieferant für Bora-Hansgrohe (keine Präsenz auf dem Trikot), aber dafür Fotorechte für Printkampagne. Natürlich alkoholfrei.

2 Münchner G´schicht´n

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München leuchtet! „Aber nur von Obergiesing bis Unterhaching“, lästern Marketingexperten. Stimmt´s? 2 G´schicht´n.

180 Seiten Programm: Das Filmfest hatte mit Tele5 und Hofbräu zwei Top-Sponsoren
Leicht einsam: Eine Filmfest-Werbefahne vor dem Münchner Rathaus
Verlassen: Der BMW-Flagship-Store auf dem Berliner Kudamm

München ist derzeit wieder mal magisch und magnetisch: Millionen Touristen sind fasziniert von der Stadt. Die Anleger auch. Sie kassieren gute Renditen. Aber was macht eigentlich die Stadt selbst? Was kommt aus München? Stichwort Image, Marke, Marketing. Wo und wie setzt München internationale Benchmarks? Was bringt die Stadt zum Leuchten? Zwei Spotlights auf zwei Münchner Marken.

Fall 1: das Münchner Filmfest.
Die Verantwortlichen vergleichen das Kino-Event (27.6. – 6.7.) schon mal mit Cannes oder Berlin. Aber das ist untertrieben. In München gibt´s nämlich in zehn Tagen so viele Filmpreise wie sonst nirgendwo. 15 Awards waren es diesmal. Wer als Topstar anreist (Antonio Banderas, Louis Garrel und Ralph Fiennes), der wird mit Ehr´ und Preis belohnt. Aber Hollywoodfeeling? Talk in town? Fehlanzeige.

Die Zeitungen spulten ihr Party-Pflichtprogramm ab; Medienpartner Süddeutsche Zeitung spendierte ein 8-Seiten-Spezial („Und jetzt, die Zukunft“). Es gab einige Straßenbahn-Aufkleber, zwei Fahnen auf dem Marienplatz und Plakatwürfel. Aber die filmischen Schlagzeilen kamen z.B. aus Köln: Dort war Premiere der Fußballer-Kinodoku über und mit Toni  Kroos. Nicht einmal Til Schweiger lieferte für München: Sein neuestes Hollywood-Projekt verkündete der Schauspieler zur besten Filmfestzeit im niederbayerischen Passau.

Dabei sollte das Filmfest 2019 so richtig durchstarten. Das wünschte sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Er ließ über eine Million Euro zusätzlich für das Event investieren. Resümee: „Das 37. Filmfest München beeindruckte durch leidenschaftliche Filme, die allerdings häufig schon bei anderen Festivals Preise gewonnen hatten“, notierte der „Filmdienst“.

Fall 2: BMW
Wer als Fußball-Sponsor in der UEFA Champions League mitspielt, der ist so was wie im Marketingparadies angelangt. Nach diversen Fehltritten (Formel1, America´s Cup) wollte BMW nun auch den Aufstieg zu den Sponsoring-Champions. Als neuer Automobilausrüster des FC Bayern München.

Vor über 20 Jahren war die Ausgangslage umgekehrt. Damals hätten die Fußballer BMW gern als Sponsor gehabt. Nein danke, hieß es einst aus dem Vorstand. Golf sei internationaler, Tennis viel sauberer. So wurde Audi Partner und Anteilseigner des FC Bayern.

Audi raus, BMW rein: Für diesen Transfer wollte BMW tief in die Tasche greifen. An den Münchner Fußballclub sollte eine dreistellige Mio-Summe gehen. Entsprechend war der mediale Response. Alles sei unterschriftsreif gewesen, recherchierten die Kollegen der tz. Da beharrte BMW auf eine Ausstiegsklausel. Die Bayern nicht. Vertrag geplatzt. Nun stehen Schadensersatzforderungen von mindestens 20 Mio Euro im Raum.

Und die Rallye der Negativschlagzeilen ging weiter: Ein Verlustquartal (310 Mio), die Suche nach einem neuen Konzernchef.

Im Wirbel um Zahlen und Personal blieb fast unbemerkt, dass BMW einen wichtigen Standort einfach räumte: Den großen Flagship-Store auf dem Berliner Kudamm gibt´s nicht mehr (Foto).

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