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Romy Schneider

Star-Club München (3): Die geheime Gästeliste vom Café Extrablatt

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Sie sind alle irgendwie im Schlafwagen-Modus: München und seine Promis. Die täglichen Schickeria-Reports von Graeter & Co. gibt´s nicht mehr. Stadt und VIPs müssen jetzt selber schreiben, auf Instagram und so. Aber das Münchner Bussi-Bussi-Schaulaufen gibt´s noch. Wer kann da aktuell mitspielen? Wer hat überlebt? Die geheime Gästeliste „Cafe Extrablatt“.

Karriere-Start Schwabing: Uschi Obermaier in der Muenchner Disco „Edith“ im April 1979. Fast alle Fotos diese Reports sind von Guido Krzikowski

Uschi Obermaier: Vom Schwabinger Discotanzboden in die große Welt. Frech, sexy und emanzipiert: Münchens erfolgreichstes Evergreen-Testimonial. Schauspielerin, Autorin, Fotomodell (Helmut Newton, Richard Avedon) und bis heute aktuell (Stern, Playboy etc.). Geblieben ist die Liebe zur Musik: Bis vor kurzem angeblich alljährliche Top-Secret-Urlaube mit einem Rockstar. Nix genaues weiß man nicht.

Heidi Klum im BR-Studio: perfektes Marketing für sich und die Stadt

••• Heidi Klum: Sie ist die neue Queen im München-Marketing! Während die lokalen Medien das übliche Wiesn-Vorprogramm abspulen (teuerstes Dirndl, bestes Bier), feierte die Blondine vorm Anstich ihr HeidiFest. Lederhosen-Highlive im Hofbräuhaus und auf allen Kanälen. So kess war München schon lange nicht mehr. Imagepolitur von Tokio bis LA.

Gute Freunde: Kolumnist Michael Graeter mit Weltstar Mario Adorf

•• Michael Graeter: Der Ex-AZ-, Bild– und BUNTE-Kolumnist wurde selbst zum VIP, ist mit 84 immer noch im Promi-Ausguck. Aber der Münchner leidet am Stefan-Raab-Syndrom („wo sind meine vielen Fans?“). Streicheleinheiten von Lebensgefährtin Sandrine (siehe StarClub 2), Aufbau-Telefonate von Langzeit-Spetzi Mario Adorf.

••• Mario Adorf: Mit einem unmoralischen Angebot erschütterte er 1986 die komplette Münchner Schickeria. „„Ich scheiß´ dich zu mit meinem Geld“, sagte er in Kir Royal zum Klatschreporter Baby Schimmerlos (1,3 Mio Abrufe auf Youtube). Freundschaft blieb zum echten „Schimmerlos“ Graeter. Z.B. gemeinsame Bootstouren in St. Tropez.

Made in Munich: Das Promi-Jäger-Team Graeter/Krzikowski und der Bardot-Skandal

• Brigit Bardot: Hat mutmaßlich keine gute Erinnerungen an München. 1966 flog ihre Geheimhochzeit mit Gunter Sachs auf (Whistleblower am Münchner Flughafen). Dann fotografierte sie ein Münchner Fotograf, als sie in St. Tropez einen Touristen watschte. Autschi! Der „Prügelfotograf“ im Juli 1984: Guido Krzikowski.

Guido Krzikowski: Plant große Fotoausstellung über Stadtteil Haidhausen. Foto: Barbara Stempfle

•• Guido Krzikowski: Der Münchner war jahrzehntelang im Einsatz für große Verlage. Oft mit Promi-Reporter Graeter. Wie clever einst das Leute-Reporting ablief, schildert er im Fall Romy und Magda Schneider. Streng abgeschirmt feierten die beiden Stars am 17. Mai 1979 in München Geburtstag. Krzikowski: „Wer hatte im Restaurant einen Tisch? Der Michael Graeter mit mir im Team.“ Magda Schneider sei entzückt gewesen, als ihr der Kolumnist einen Strauß Veilchen überreicht.
Graeter: „Können wir nicht ein kleines Geburtstagsfoto machen?
Magda Schneider: „Ja, aber gerne, Michi.“
Graeter: „Vielleicht mit der Romy zusammen?“
Magda: „Ja, aber gern, komm Romy.
Graeters Teamkollege schoss eine Serie von Bestseller-Fotos – exklusiv am 18. Mai 1979 in der Abendzeitung.

Draußen wartete die versammelte Presse. Drinnen lief die exklusive Leute-Story für die AZ

•• Marie von Waldburg: Die Münchner Journalisten war eigentlich die letzte große VIP-Kolumnistin. Graeters Mehrfach-Nachfolgerin. Erst Abendzeitung, dann BUNTE (bis 2016). Führte sanftere Promi-Schreibe ein; mehr Kuscheln, weniger Killer. Trotzdem taffe Exklusiv-Jägerin (siehe Star-Club, Folge 1). Heute immer noch beliebte & anerkannte Marke.

Star-Club München (2): Herr Graeter, leben Sie noch?

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Schampus & Schickeria – in Folge 2 unserer Retro-Serie über Prominente geht es um „Leute“. Die Kolumne war Herzstück des einstigen Erfolgs der Münchner Abendzeitung. People-Marketing in Perfektion. 300.000 Auflage. Herz-Schmerz-Chefautor: Michael Graeter. Er war der Herrscher der Promis, entschied jahrzehntelang, wer drin ist und wer nicht. Und wir fragen: Lebt er eigentlich noch?  

Liebe gibt´s auch in Graeters Vita: Hier mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Sandrine im Münchner Botanikum vor einem Jahr – Exklusiv-Fotos (3): Guido Krzikowski

Treffpunkt Wallner, Gaststätte Großmarkthalle München, Tisch 318: Ja, er lebt noch. Kein Übergewicht, kein Hörgerät, charmant, verschmitzt, modebewusst (wie gewohnt mit der Andy-Warhol-Krawatte). Graeter ist 84, seit 29. Juli. Wie sein Job ab 1970 bei der AZ funktionierte, zeigt die TV-Serie „Kir Royal“. Er war und ist „Baby Schimmerlos“.

Fesch, fit und mit Andy Warhol: Michael Graeter beim Interview

Der Münchner Journalist war unumschränkter König der Promis. Seine Kolumnen durfte niemand redigieren. Er entschied über die Bilder. Und die Klientel, 1000 Promis der 1. Kategorie, 1000 aus der 2. Liga sowie Millionen Leser, wartete gespannt auf den Output. Graeter wurde geliebt, geschätzt und gehasst Erst bei der Abendzeitung, dann bei Bild (Aufl. 5,4 Mio) und Bunte (10 Seiten jede Woche).

In schwarz-weiß, aber schön: Filmstar Sophia Loren schreibt 1979 dem Kolumnisten eine Widmung ins Buch. Tatort: München. Text: nicht übermittelt

Was war sein Erfolgsrezept? Er sagt: „Ich habe hart gearbeitet, ein Netzwerk aufgebaut aus Informanten und Freunden.“ Mit einem Fotografen im Team (meistens Franz Hug, aber auch Guido Krzikoswki) eroberte er die große weite Glitzerwelt. Bambi, Oscar, Cannes, Venedig, London, New York. US-Minister Kissinger beim Friseur, Sophia Loren über die Liebe, das Geheim-Fest der Romy Schneider. Alles exklusiv. Und alle standen am Gartenzaun und guckten staunend rüber.

Mein Gott, war die süß: Sisi-Filmstar Romy Schneider beim Geburtstag ihrer Mama Magda im Münchner „Walterspiel“. Bei Graeter weltexklusiv (mehr im Star-Club, Folge 3)

Warum aber der Abstieg ins Gefängnis für den berühmten Kolumnisten und Unterhaltungs-Unternehmer (3 mal Café Extrablatt, 3 Kinos)? Er sagt: „Missverständnisse, Pech und Pannen.“ Laut Wikipedia kassierte 2002 Graeter 14 Monate auf Bewährung wegen Insolvenzverschleppung, Bankrott und Veruntreuung von Arbeitsentgeld. Er schimpft: „Das sind Grimms Märchen. Keine Insolvenz, sondern verkauft, nur 8 Monate nicht 14.“

Recherche Oldschool: die wichtigsten Infos werden handschriftlich notiert. Michael Graeter (84) wie immer einsatzbereit

Als er 2008 in die JVA Landsberg einfährt, ist die Welt eine andere, besonders für viele Journalisten. Sie haben auch Handys und Computer. Aber keinen Job mehr. Controller hatten die Macht in den Verlagen übernommen. Geld fehlte, Anzeigen fehlten, Abos fehlten. Online war billiger. Einfach abschreiben und raus.

Bestseller aus den 80ern: Graeters Promi-Lexikon. 3 Auflagen, 120.000 verkauft

Nach dem Gefängnis macht Graeter auch „Internet“ (StarTV). Und Video („Star-Journalist packt aus“). Und Talks auf Privatsendern. Aber dafür gibt´s keine Festanstellung und kaum Cash. Der Ex-Star-Schreiber durchleidet die Qualen aller Marketing-Kreativen. Weil damals für Print die großen Werbekampagnen eingestellt werden, müssen auch diese Texter und ADs vom Hof. Die Agenturen stöhnen und lamentieren, die Printbranche auch.

Topaktuelles Projekt des Promi-Schreibers: Sonnenbrille mit Testimonial Steve McQueen

Graeter nicht. Er hat noch gute Freunde, ist weiters beseelt vom exklusiven People-Journalismus. Mit Dschungel-Königen und Schmuckdesign-Influencerinnen? Graeter winkt ab: „Rauschende Feste, kreative Industriebosse und Rosenkriege gibt es nach wie vor.“ Aber weil die Redaktionen im Schlafwagenmodus arbeiten würden, sei nix Aufregendes im Blatt. „Es gibt kein Herzblut mehr, keine Kondition, kein Netzwerk.“

Es war einmal: Greaters Café Extrablatt. In München, direkt hinterm Siegestor, heißt jetzt Bar Giornale

Mit 84 sitzen viele Männer abgekämpft auf der Hausbank. Die neue Generation fährt E-Bike, trägt Sneaker und arbeitet weiter. Wie der Graeter Michi. Und wir sind alle ein bisschen traurig. Würden gern wissen, wie Kir Royal weitergeht…

Lesen Sie in der Star-Club-Folge 3: Café Extrablatt und die geheime Gästeliste (kommt bald)

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