Tag archive

RTL

Das Ende der Quick – das Ende vom Paradies

in Artikel

Vor 30 Jahren, am 27. August 1992, wurde die Münchner Illustrierte Quick eingestellt. 700.000 Auflage weg, 50 Redakteure arbeitslos. Ich war dabei. Ein Rückblick ins Paradies…

Die letzte Nummer für 3,30 DM

Stern, Bunte und Quick – das war damals das unangefochtene Illu-Triumvirat im deutschsprachigen Raum. Auflagen zwischen 1,6 und 1,8 Millionen pro Woche brachten in den 70er Jahren glänzende Geschäfte, neue Stars – und grenzenlose Spielfelder für Redakteure. Wer bei einer der 3 Illus war, der spielte Champions League.

Sex sells – galt auch für die Quick

Harald Stoffels, der letzte Unterhaltungschef der Quick erinnert sich: „Natürlich sind die Auflagen in den 80ern zurückgegangen. Aber wenn in Marbella ein Star mit seiner neuen Affäre abgestiegen war, sind wir im gecharterten Hubschrauber über das Grundstück.“ Spesen grenzenlos für exklusive Stories.

Schumis erster großer Illu-Auftritt: Im Mai 1992, in der Quick

Es gab kein Internet. Jeder Redakteur hatte sein eigenes Netzwerk. Und aus meinem Netzwerk kam im Mai 1992 der Name Michael Schumacher. Der 23jährige sorgte damals in der Formel 1 für erste Aufmerksamkeit. Also rein ins Flugzeug, ab nach Imola, Großer Preis von San Marino. 2 Stunden exklusiv zwischen Box und Motorhome. Eigenen Fotograf im Schlepptau. Notizblock-Check im Luxushotel.

Cool & edel: Werbeauftritt der Quick

Die Quick war damals die erste Illustrierte, die mit viel Investment den frühen Schumi präsentierte. Ein Report aus der guten alten Formel1-Welt. Die war ja von den Tabakmarken Rothmans, Camel und Marlboro finanziert. Hat niemanden gestört.

Exklusiv im Pavillion: Die Stoffels-Story mit Mel

Unvorstellbar nach heutigen Maßstäben auch die mediale Performance der damaligen Weltstars. Sie gaben sich ganz normal. Unterhaltungs-Chef Stoffels erzählt von einem Treffen mit Mel Gibson („Lethal Weapon“). Der australische Schauspieler wartete im Luxus-Pavillion an der Cote d´Azur. Allein. Keine Vorgaben, keine Bodyguards. Rechts die Zigarette, links eine Flasche Bier. „Welcome, how are you?

Aus Steffi Graf in Schwarz (u.l) wurde eine schwarze Sammelstory

Anderes Thema: die Fotos. Die kommen heute sofort, digital  und viel preiswerter in jede Redaktionsstube. Früher waren das teure „Juwelen“, Unikate, nämlich Dias. Nach internationalen Auktionen kamen die aus aller Welt in die Quick-Redaktion, per Luftexpress. Beispiel: Steffi Graf im schwarzen schulterfreien Mini. Die Exklusiv-Rechte waren schon weg, blieb uns nur ein Zweitrecht. Mit Steffi haben wir dann eine Titelstory gebaut: „Das Geheimnis der Erfolgreichen: Lust auf Schwarz.“

Schlechte Sterne: Das Quick-Impressum der letzten Ausgabe

Leider war das die letzte Titelstory. „Nehmen Sie´s bitte nicht persönlich“, sagte Verleger Heinz Bauer in der Redaktionskonferenz. Er habe sich aufgrund des Anzeigenrückgangs entschlossen, die Quick einzustellen. Aber es gab keine einzige Kündigung. Jeder konnte seinen Entlassungstermin selbst bestimmten, um dann eine großzügige Abfindung zu kassieren. Letzte Grüße aus dem Paradies.

Doping, Ötzi und James Bond: Nur in der Quick gab´s die echten Antworten

PS:  Focus, Bild und RTL gaben diversen Quick-Redakteuren damals eine neue Heimat. Harald Stoffels ging erst zu RTL und machte sich dann selbständig, gründete die Agentur SMC Koeln. Läuft bis heute. Ich habe mit Headline eine eigene Redaktion formiert. Der gute Kontakt zu Michael Schumacher und die daraus entstandenen Geschichten brachten mich in viele Redaktionen (z.B. in die deutsche Erstausgabe von Men´s Health) und in den Marketing-Journalismus. Aber das ist eine andere Geschichte….

Gut gebrüllt, Unterschleißheim

in Artikel

Mit der neuen Ausgabe des Printmagazins InTime setzt die Stadt Unterschleißheim ihre ungewöhnliche Kampagne fort. Eine kleine Stadt im Vorwärtsgang: „Wir sind Wirtschaft.“

InTime, Ausgabe 3: Die erste Nummer ist 2020 erschieen

Unterschleißheim, kurz USH, wo ist das eigentlich? Die Stadt liegt 17 km nördlich von München. Romantisch zwischen Isar und Amper. Logistisch perfekt zwischen Autobahnen und dem Flughafen. „Ein Speckgürtel-Profiteur“, sagen die einen. „Ein echtes Wohlfühl-Village“, sagen die anderen.

Viele News, 48 Seiten stark: InTime ist die wirtschaftliche Visitenkarte von Unterschleißheim

Fest steht: Die Stadt ist wirtschaftlich erfolgreich. Aber sie will mehr Bekanntheit und dafür soll in Ausgabe 3 der bayerische Löwe auf dem Titel sorgen. Die Auflage (10.000 Exemplare) geht an Ministerien, Verbände und Institutionen in ganz Europa. Unterschleißheim auf 48 Seiten. Keine PR, sondern redaktionell produzierte Portraits von „hidden champions“ der Stadt. „InTime“, so Bürgermeister Christoph Böck, „ist unsere wirtschaftliche Visitenkarte.“

Made in USH und im Portrait: Florian Seidl, Chef von Keller & Kalmbach

Die „geheimen Top-Manager“ sind in Ausgabe Nr.3 u.a. Florian Seidl, CEO und „Schraubenkönig“ von Keller & Kalmbach, Roland Schreiner, CEO und Etiketten-Tüftler (Schreiner Group) und Dagmar Kolmeder, Chefin der örtlichen Oberbank. Außerdem im Portrait: Stephan Schmitter, oberster Nachrichtenmann bei RTL – und gebürtiger Unterschleißheimer.

Ein Macher aus Unterschleißheim: Stephan Schmitter von RTL

Ein „hidden champion“ ist auch der Grafiker Alfons Kiefer. Er hat für alle großen Verlage gezeichnet und mit Klaus Voormann für die Beatles. Für InTime zeichnete der Pop-Art-Spezialist den Löwen-Titel. Verleger Peter Zimmermann hat sich den USH-Aufkleber ausgedacht.

Highlight im Wirtschaftsleben der Stadt: der ICU-Wirtschaftspreis, der am 23. Nov. verliehen wird

InTime präsentiert die aktuellen Entwicklungen im Stadtmarketing und offeriert 50 Ausbildungsplätze in der Stadt. Initiatoren von Deutschlands erstem Micro-Business-Magazin (kress) ist die ICU (Innovative Community Unterschleißheim), eine regionale Wirtschaftsvereinigung von 126 Unternehmen und Partnern sowie die Stadt Unterschleißheim.
Weitere Infos: www.icu-net.de

Hamburg siegt in München

in Artikel

Abseits vom Wiesn-Trubel feiert Serviceplan ein eigenes Marketing-Festival – mit dem CMO of the Year.

Bester Marketing-Chef Deutschlands: Tarek Müller von About You

München – In der Regel läuft ein CMO unterm öffentlichen Radar. Marketing ist alles und nix. Im Gegensatz dazu der CEO. Der oberste Chef wird bejubelt, spricht offiziell. Das ist ungerecht, sagte sich vor sechs Jahren die Münchner XXL-Agentur Serviceplan – und installierte den „CMO of the Year“. Der Hamburger Tarek Müller, Mitbegründer und Chef des Mode-Onlineshops About You, wurde nun zum besten Marketing-Chef Deutschlands gekürt.

Gratulierten dem Sieger: Aleksandra Solda-Zaccaro, Marketing-Chefin der Münchner Messe mit Gastgeber Florian von Hornstein (Serviceplan)

200 Gala-Gäste klatschten Beifall im Münchner Haus der Kunst. Herr Müller ist ein sympathischer Sieger. Der 30-jährige Modemann hat mit cleverem E-Commerce und unter dem Dach der Hamburger Otto Group About You zu einem Unicorn entwickelt, einer Marke im Wert von über 1 Mrd. €. Uwe Vorkötter von Horizont lobte den neuen CMO of the Year: Tarek sei ein Kommunikationstalent, das auch Gebrauchtwagen oder Versicherungspolicen verkaufen könnte. Er rede „ohne Chichi“. Und da legte der Müller gleich nach: „Mit 40 bin ich raus aus der Wirtschaft.“

Gala mit Schal: CMO 2018 Karsten Kühn (Hornbach, li.) mit Kimberly und Jury-Chef Prof. Dr. Anton Meyer

Tarek Müller ist Nachfolger so renommierter CMO-Sieger wie Karsten Kühn (Hornbach), Eric Liedtke (Adidas) und Godo Röben (Rügenwalder Mühle). Und es gab durchaus schwergewichtige Mitbewerber wie Susan Schramm von McDonald´s, Heiko Klauer von Ikea oder Julia Goldin von Lego. „Hilft nix. About You war in diesem Jahr einfach die Nummer 1“, sagte Jury-Leiter Uni-Prof. Dr. Anton Meyer. Und Veranstalter CEO Florian Haller ergänzte: „Uns ist es gelungen, die Relevanz des Marketings zu unterstreichen.“

Prominente Reihe 1 (v.l.): Ronald Focken (Serviceplan), Friedrich Merz, Viviane Reding mit Peter und seinem Sohn Florian Haller (Serviceplan)

Das stimmt. Die Award-Gala war nämlich stimmungsvolles Finale eines durchgetakteten Tages. Serviceplan hatte ab 9 Uhr zum 15. Innovationstag ins Haus der Kommunikation geladen. 400 Gäste reisten an, um prominenten Speakern zuzuhören, darunter Dr. Viviane Reding, Ex-Vizechefin der Europäischen Kommission, Ralf Reichert vom weltgrößten e-Sports-Veranstalter ESL und dem CDU-Politiker Friedrich Merz. Der Aufsichtsrat von Blackrock blieb politisch korrekt, kritisierte Greta Thunberg nicht –musste aber bald wieder weg aus München. Nach Berlin zum Dinner-Talk bei der dpa-Tochter News Aktuell.

Mag. Birgit Berthold-Kremser, die Marketing-Chefin von Swarowski, in fescher Begleitung von Kreativ-Manager Vincent Schmidlin (Serviceplan, li.) und dem Werbe-Chef von Hipp, Martin Winter

Mit Spannung erwartet wurde bei Serviceplan Google’s Chief Innovation Evangelist Frederik G. Pferd. Der appellierte an die Moral des Marketings – und erstaunte damit nicht nur die Kollegen vom Magazin Clap.
Das Team um Chefredakteur Daniel Häuser blieb übrigens weiter aufmerksam. Bei der CMO-Gala ließ man sich nicht vom 3-Sterne-Catering vom Käfer Michi ablenken (gebeizter Zander, Rotwein-Risotto, Filet vom Black Angus) und auch nicht von Star-Autor Axel Hacke, sondern man konzentrierte sich auf CO2-Bilanz des Events. Und die war positiv. Sämtliche Strohhalme an den Bars seien nämlich aus Papier gewesen. Das lappe zwar beim Trinken etwas, aber immerhin….

Sportliche Marketing-Profis: DFL-Direktor Christian Pfenning mit Frank Roth von Hagebau

Mit Strategie, Kondition und namhaften Sponsoren (RTL, FAZ, G+J, Samsung, SpotCom, Horizont, ntv und Capital) hat die Serviceplan Group mit dem Münchner Innovationstag dem Thema Marketing frische Reichweite verleihen. Ähnliche Gattungs-Promotion leistet übrigens auch Christian Baertschi, der Chef von Serviceplan in Zürich. Bereits zwei Mal ist unter seiner Leitung der Schweizer „Marketeer of the year“ gekürt worden. Einmal war das Carl Elsener vom berühmten Taschenmesser-Werk Victorinox und dann David Allemann, Mitgründer der Bestseller-Sneaker On. Baertschi: “Marketing und Kommunikation sind Grundstock des Erfolgs. Sie haben einfach mehr Marketing verdient.”

nach oben