Die ganz neuen Seiten des ADAC
Guck mal, was da um die Ecke kommt: die neue ADAC-Motorwelt – und wir wundern uns.
Die headline-Redaktion hat die 100 Seiten der 1. Ausgabe durchgecheckt: Nein, es gibt´s im neuen ADAC-Clubmagazin keine Treppenlift-Anzeigen mehr. Die Motorwelt war früher das Schaufenster dieser Indoor-Maschinen. Wer da auftauchte, der hatte big business im Sinn: Die Anzeigenseite kostete immerhin 116.800,- Euro.
Die Anzeigenpreise sind gefallen, ebenso die Auflage der Motorwelt. Von 13,7 Millionen auf 5 Millionen Exemplare. Und: das Heft gibt´s nur noch 4x im Jahr. Da werden Deutschlands Postboten jubeln. War doch so Mancher zum Monatswechsel auf seinem gelben Postradl reif für den Abschleppdienst. So schwer war der Magazinstapel der in die Briefkästen musste. Aus, vorbei. Jetzt gibt´s das Club-Magazin im Supermarkt. Bei Edeka, bei Netto und in den ADAC-Geschäftsstellen. Selbst geholt ist frisch gespart.
Mit der alten Motorwelt ist das letzte Machtsymbol aus dem ehemaligen ADAC-Imperium verschwunden. Heimlich, still und leise. Damals gab es nicht nur Europas größte Magazinauflage mit knapp 14 Millionen, sondern ein XXL-Zusatzgeschäft: Campingführer, Skiatlas, Reiseführer, Länderspecials. Der ADAC hatte die Luft-, Land- und Stammtischhoheit in der Automobilrepublik.
Im Januar 2014 begann der Zusammenbruch des Reichs. Die beiden Redakteure Uwe Ritzer und Bastian Obermayer beschrieben in der Süddeutschen Zeitung Schummeleien im Ranking des „Goldenen Engels“. Der „Engel“ war bis zu diesem Jahr die alljährliche Top-Gala der internationalen Automobilindustrie. Da saßen die Big Bosse in der ersten Reihe und wollten gewinnen (Foto).
Mit dem Skandal brach ein PR-Tsunami los. Der ADAC war mit einem Schlag keine Lovebrand mehr. Batterieverkauf, Abschleppdienst Versicherungen, Mitgliederwerbung – überall wurde Betrug gewittert – und geschrieben. Die Vereinsführung beschloss neue Strukturen und trat zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. 320.000 Mitglieder verließen den Club. Dafür kamen 370.000 neue Mitglieder dazu.
Und wer musste eigentlich in der Gelbengel-Affäre vor Gericht? Oder ins Gefängnis? Niemand. Fall erledigt.
Heimlich, still und leise verschwand nun die alte Motorwelt. Das Relikt vergangener Machtfülle. Das neue Clubmagazin gibt´s jetzt neben Brokkoli und Schweinswürstl beim Edeka. Und so mancher Autoboss denkt heute bestimmt wehmütig an die „Elefantentreffs“ in der Allerheiligen Hofkirche zu München. Den „Gelben Engel“ gibt´s seit 2014 nicht mehr. Aber auch kaum einer der CEO von damals ist heute noch im Amt.
Der Club selbst steht übrigens prächtig im Saft: Heute sind 21 Millionen Deutsche Mitglied beim ADAC.