300 Verlegerinnen, Vorstände, GFs und Printmanager in bester Laune: Zum Berliner Kongress des Medienverbandes der freien Press (MVFP) wurde groß gefeiert. Direkt an der Spree, open air, in der Edel-Location Spindler & Klatt. Spannende Recherche beim Berliner Verleger-Happening: Wie viel München war eigentlich da?
Chef der Münchner Delegation: Philipp Welte. Er ist der Boss der Bosse, Vorstandsvorsitzender des MVFP und Vorstand von Hubert Burda Media. Der Münchner Medien-Manager steht mit seinem MVFP (hieß vor einem Jahr noch VDZ) für einen Zeitschriften-Jahresumsatz von 19,3 Mrd. Euro. In seiner Keynote votierte Welte für den journalistischen Einsatz von KI „im Rahmen ethischer und rechtlicher Spielregeln“ sowie dabei für den Schutz der Urheber und der unternehmerischen Freiheit der Verlage.
Giovanni di Lorenzo war Stargast auf der Kongressbühne. Er mag diesen Begriff nicht so, neigt zur Bescheidenheit. Nur: Als Chefredakteur der Zeit ist er der Dirigent eines Print-Bestsellers. Er arbeitet in Hamburg, macht Talkshows für den NDR, hat aber seine journalistischen Wurzeln in München. Giovanni di Lorenzo studierte an der LMU, moderierte den BR-Klassiker „Live aus dem Alabama und schrieb für die SZ (hätte aber auch gut zur alten AZ gepasst, siehe rechts „Zum 75. AZ-Geburtstag…)
Die Zeit – keiner macht mehr Auflagen-Plus
Keiner macht schon so lang so regelmäßig mehr Auflage im Printbusiness (aktuell 610.983) wie die Zeit und ihr Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Sein Erfolgsgeheimnis: „Bei uns wird es nie ein Online only geben.“ Das Printprodukt stehe im Vordergrund, ohne Online zu vernachlässigen. An oberster Stelle: Qualitätsjournalismus, Kreativität und Originalität. Und: „Newsletter, Events, Leserparlamente und Podcasts – wir kümmern uns um die Leser der Zeit.“
Aber können die Leser auch die Zeit machen? Diese Frage wollte der Verlag klären. Di Lorenzo berichtete von einem Beraterstab aus 400 Lesern. Sie bestimmten die Titelstory der Wochenzeitung. Für ein paar Ausgaben. Ergebnis: „Wir haben am Kiosk ein Desaster erlebt.“ Versuch eingestellt.
Groß und plakativ präsentierte sich beim MVFP-Kongress der Münchner Autoverleiher Sixt. Er war Hauptsponsor, stellte den Shuttle-Service und hatte sogar eine Print-Sonderausgabe produziert („freie Fahrt für freie Presse“). Großes hatten auch die Kreativen von Phillip Morris vor. Die Münchner Tabakspezialisten belegten ein größeres Sponsorenpaket, kamen aber irgendwie nicht in Berlin an. So blieb die Markenpräsenz auf Menü- und Programmkarten beschränkt.
Dafür sorgte eine der Lieblingsmarken von David Bowie für Aufsehen beim MVFP: der Berliner Spirituosen-Hersteller und Sponsor Mampe. Unter tätiger Mithilfe von Geschäftsführer Florian Löhlein ging in der Mediennacht ein Großkontingent von Mampes Gin „null, null“ ans Partyvolk. Jetzt will Mampe auch die Bayern begeistern.
Denn was Bowie im Film („Schöner Gigolo, armer Gigolo“) genüsslich gurgelt, das sollte auch in der neuen Partyhauptstadt München (520.000 Zuschauer beim CSD) ankommen…