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“Ich will kein Tabu”

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Was ist dran am Influencer-Hype? Die Agentur Plan.Net und Marella Precek brachten jetzt Licht ins Dunkel.

München – Die Influencer: Bewundert und belächelt, geliebt und beschimpft. Kaum ein anderes Thema trennt so klar die Alterszielgruppen. Wer Ü30 ist, der kann eigentlich nicht mehr so richtig mitreden. Trotzdem sind auch die Üs interessiert – und so drängte das Marketingvolk zum Afterwork ins Innovation Studio der Münchner Digitalagentur Plan.Net. Stargast des Abends: Mirella Precek, alias @mirellativegal: 26, 540.000 YouTube-Follower, 87 Mio. Aufrufe und 30.000 verkaufte Bücher („Kann man mal machen“).

Mirella Precek (re.), die sich als Vloggerin versteht, im Gespräch mit Theresa Timnik von Plan.Net

Kurz vor ihrem Liveauftritt in München zeigte Mirella auf YouTube, was sie so drauf hat. 12:42 Minuten Black Friday. Ach nöö, ein Shopping-Fan sei sie nicht mehr. Warum nicht mal Second Hand oder ganz verzichten? Und Schulden? Auch nöö. Von den Eltern gelernt. Der ganze Hype um den Black Friday sei doch eher Konsum ohne Nachhaltigkeit. Sie warnt und kritisiert, z.B. Amazon. Der Konzern habe ihr nämlich das Spiel „Tabu“ zum Kauf empfohlen. Mein Gott, hat sie doch schon: „Ich will kein Tabu.“

Den YouTube-Klipp der gebürtigen Nürnbergerin klickten 129.000 Fans. Mirellas Untersuchung der TV-Kandidaten von Love Island lief besser. 294.000 Aufrufe. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Die 26jährige erreicht jedenfalls Mega-Reichweiten in der jugendlichen Zielgruppe und damit lukrative Werbeverträge. Ein Manager kümmert sich ums Business.: „Ich kann sehr gut davon leben und war in dem Jahr sogar drei Monate werbefrei.“

Auch der blauhaarige Rezo gehört in die Gilde der gut verdienenden Influencer. Sein Video-Kommentar brachte die CDU in Turbolenzen. Aber er gehört zu einer Minderheit. Die Ladies wie Cathy Hummels oder Mirella beherrschen den Markt.

Erfolgreiche Kommunikation mit Top-Sportlern und Influencern: Nicolas Schwartz, Marketing-Manager von Under Armour

Theresa Timnik von Plan.Net glaubt, dass der Boom um die Influencer neue Rekorde erreichen wird. Untersuchungen in der DACH-Region gehen davon aus, dass die Influencer-Umsätze von 560 Millionen (2017) auf 900 Millionen Euro (2019) steigen werden.

Warum? Ganz einfach. 92 % der Fans glauben ihren Video-Stars, 79 % sind zufrieden mit deren Kaufempfehlungen und 64 % würden das Produkt sogar noch einmal kaufen.

„Wir lieben Influencer“, so das Motto der Marken. Kein Wunder: Sie sind schneller, billiger und cooler als jede TV-Kampagne. Und die Kreation kann dann auch nach Hause gehen…

Der Survivor von Publicis

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Er ist so was wie der German Survivor im Reich von Publicis: Nach 18 Jahren verlässt Mathias Wündisch, 46, die Agentur und seinen Chefsessel als Managing Director. Warum? Wohin? – Das Exklusivinterview.

Publicis-Marke Mathias Wündisch (re.): Gesellig und bestens vernetzt, hier bei einem Sommerfest mit dem Ex-Kollegen Steven Althaus und Andrea Kohlendorfer
Nach 18 Agenturjahren wechselt Mathias Wündisch in die Industrie

 ? In 18 Jahren haben Sie 10 CEO überlebt, Dutzende von Restrukturierungen, Umpositionierungen und Entlassungswellen. Was war Ihr Survivor-Rezept?

Mathias Wündisch: Ganz einfach: das waren gute Zahlen.

? Wie bitte? Ist das alles?

Wündisch: Im Prinzip ja. Gute Zahlen erfordern allerdings ein gutes Team, Leidenschaft, gute Strategien und natürlich auch etwas Glück. All das hatte ich. Darauf bin ich stolz.

? Als bayerischer Statthalter haben Sie etliche Kreativpreise gewonnen, darunter auch einen Cannes-Löwen. Was war Ihr größter Erfolg?

Wündisch: Ich habe Publicis zu einer der größten Agenturen Münchens entwickelt. Uns ist es gelungen, regelmäßig globale Etats zu gewinnen. Außerdem konnten wir die Dauer der durch-schnittlichen Kundenbeziehung in der Agentur von fünf auf neuneinhalb Jahre steigern.

? Ein Erfolg war doch sicher auch, dass Sie aus Dirk Nowitzki ein Top-Testimonial gemacht haben. Fast jeder kennt die Diba-Diba-Du-Melodie.

Wündisch: Ich habe noch nie einen Prominenten erlebt, der in der Werbung so angenehm und professionell gearbeitet hat wie Dirk. Er hat damals schon in der NBA gespielt und war Multimillionär. Aber wir konnten ihn davon überzeugen, mit der DiBa einen Sponsoringvertrag einzugehen, weil wir ein umfangreiches Paket als Hauptsponsor des Deutschen Basketballbunds und umfangreiche Nachwuchsförderung geschnürt haben. Dirk Nowitzki hat mit dem Geld der Direktbank den deutschen Basketball gefördert.

? Ihr Abgang im Spätsommer wurde bisher von Publicis per Pressemitteilung noch nicht vermeldet. In der Branche hat sich´s allerdings schon rumgesprochen.

Wündisch: Also das hat mich verblüfft. Innerhalb weniger Tage hatte ich auf eine gepostete Meldung auf Linkedin über 10.000 Views.


? Wie sehen Sie denn die Zukunft des Agenturstandorts München?

Wündisch: München wird aus meiner Sicht als Kreativstandort unterschätzt, weil man Kreativ- mit Werbestandort gleichsetzt. München ist heute die Digitalmetropole Nummer eins. Warum hat sich IBM mit dem Projekt Watson hier angesiedelt? Weil es hier in München mit der TU, mit Siemens, BMW, Audi, Airbus, Infineon, Amazon, Adobe, Google, Microsoft und anderen ein starkes Netzwerk an digitalen Treibern gibt. Weil aber digitale Transformation ohne Kreativität nicht funktioniert, ist das die große Chance der Agenturen.

? Zu Ihrer Zukunft. Sie gelten als Automotive-Experte, haben ein umfangreiches Netzwerk. Was kommt nach Publicis?

Wündisch: Für mich geht etwas sehr Prägendes zu ende. Ich habe die Agentur immer so geführt, als sei es mein eigenes Unternehmen. Zwischen dem Ausstieg und dem Neustart freue ich mich dann auf etwas Entspannung beim Segeln und Windsurfen und in den Bergen. Mein neuer Verantwortungsbereich wird nicht mehr in einer Agentur sein, sondern ich wechsle auf Industrieseite. Aber ich bleibe in München.

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