Münchens Handwerker als kreative Parkplatz-Rebellen
Der weißblaue Image-Sommer ist mal wieder getrübt: Minister Wissing hat keinen Bock auf die Münchner S-Bahn, die IAA steht auf der Kippe und nun rebelliert auch noch das Handwerk – mit einer Kampagne gegen den Parkplatzwucher.
„Wir waren alle total perplex“, sagt Michael Frikell, Geschäftsführer der Bauinnung München – Ebersberg, „die Stadt hat die Handwerker-Parkausweise einfach verdreifacht.“ Jetzt kostet jeder Parkschein für ein Handwerkerauto € 720,- pro Jahr.
Das sei unfair, urteilte die Bauinnung. Die Kollegen von Heizung-Sanitär sowie die der Dachdecker schlossen sich dieser Meinung an. Im Verbund der drei Münchner Innungen entstand so eine ungewöhnliche Protest-Kampagne.
In neun Kampagnen-Motiven blicken die Handwerker autofrei und damit besorgt in die Münchner Zukunft „Unsere Fahrzeuge sind die Grundlage unserer Tätigkeit“, sagt Frikell. Die Parkplatz-Politik sei für viele Betriebe existenzbedrohend.
Der „Handwerker-Gänsemarsch in die Stadt“, „das Lastenrad mit Solartechnik“ oder „die vollbesetzte Bushaltestelle“ zeigen mögliche Auswirkungen für die Kundschaft. Die Produktion der Protest-Motive erfolgte übrigens inhouse. Heißt: Der kreative Input kam kostengünstig aus den Münchner Innungen.
Über die sozialen Netzwerke und Flyer wollen die Parkplatz-Rebellen Reichweite erzielen. Frickell: „Letztendlich werden die überzogenen Parkgebühren auf die Handwerkerrechnungen aufgeschlagen.“ Die Kundschaft, die unter Inflation und hohen Mieten leidet, finanziert so die Parkplatz-Mehreinnahmen der Stadt München.
PS: Die Modells der Kampagne waren übrigens keine Schauspieler oder Komparsen. Für die Protest-Aktion zeigten sich echte Handwerker, bzw. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den jeweiligen Innungen.