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Corona

Adidas, Allianz & Olympia: Lockdown im Sponsoring?

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Corona-Chaos auch im Sportmarketing? Ein Interview mit Sportrechte-Anwalt Guido Kambli.

Der Münchner Jurist ist Leiter der Sportrechte-Crew der  BAY GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsanwaltsgesellschaft. Er war bis 2012 Mitglied des Beirats beim TSV 1860 München und involviert im Naming-Right-Vertrag der Allianz Arena.

Herr Kambli, zu Ihren Mandanten und Verhandlungspartnern gehören Vereine aus nationalen und internationalen Fußball-Ligen sowie die Allianz, Sortimo, Nike, Infront oder Lagadère. Von welchen Reaktionen können Sie aus der Welt der Sportfinanzen berichten?

Kambli: Ich bitte um Verständnis, dass ich unsere Mandanten nicht konkret benennen kann. Generell kann ich feststellen, dass der Sport und seine Sponsoren in der Krise wohlüberlegt und professionell reagieren. Der erste Reflex bei den Sponsoren, die wir vertreten, war nicht, zu kürzen, sondern partnerschaftlich kreative und wirtschaftlich vertretbare Lösungen zu finden.

Beste Connections ins Eishockey: Guido Kambli (m.) mit Tom (li.) und Erich Kühnhackl und dem berühmten Stanley-Cup, den Tom 2x gewann

Aber beim Fußball-Drittligisten Unterhaching hat doch gleich der Hauptsponsor gekündigt. 450.000,- Euro fehlen dem Präsidenten Manfred Schwabl.

Kambli: Dafür hat in Frankfurt die Deutsche Bank für kolportierte 5,5 Millionen Euro pro Jahr die Namensrechte für das Eintracht-Stadion übernommen. In unserem Business wird es auch nach Corona immer wieder Veränderungen geben. Dabei gilt immer: Je tiefklassiger die Fußball-Clubs, desto härter der Kampf um die Budgets – und desto kreativer müssen die Verantwortlichen sein.

Wie sehen Sie die internationalen Verbindungen zwischen dem Sport und der Wirtschaft. Olympia ist verschoben, die EM ebenfalls und die Champions League wird auch verspätet weiterspielen. Was raten Sie in diesen Fällen ihren Mandanten, die Millionen investieren?

Kambli: Zunächst unterstützen wir die von uns vertretenen Unternehmen dabei, faire und kreative Lösungen zu finden und ausgefallene Sponsoring-Maßnahmen zu kompensieren – zum Beispiel mit Online-Events und -Kampagnen oder zusätzlichen TV-relevanten Werbeflächen bei wahrscheinlich bald stattfindenden Fußball-Geisterspielen.

Fit im Fußballdress: Rechtsanwalt Kambli (li.) mit FC Bayern-Vorstand Andreas Jung

Aber da gibt es doch ein Sonderkündigungsrecht bei Doping- und anderen schweren Verstößen. Gilt das auch jetzt?

Kambli: Zur Fußball-Bundesliga: Wäre es zum Abbruch der laufenden Bundesligasaison gekommen, wären die Vereine von ihrer Pflicht zur Erbringung einer noch ausstehenden Werbemaßnahmen befreit gewesen. Der Sponsor wäre im Gegenzug nicht mehr verpflichtet, seine ausstehende Vergütung zu entrichten. Darüber hinaus hätte er bereits erbrachte Zahlungen eventuell anteilig zurückverlangen können. In vielen Sponsoringverträgen finden sich Force-Majeure-Klauseln. Diese enthalten regelmäßig individuell zwischen den Parteien vereinbarte Vertragsmodalitäten für den Eintritt unabwendbarer Ereignisse („höhere Gewalt“). Ob eine Corona-bedingte Verletzung vertraglicher Leistungspflichten einen solchen Fall höherer Gewalt darstellt, ist noch nicht höchstrichterlich entschieden, viele Argumente sprechen aber grundsätzlich dafür. Deshalb war es für die Rechteinhaber wichtig, die Events zu verschieben, die laufenden Serien zu unterbrechen, aber eben nicht abzusagen.

Insider international: Kambli mit Hans-Willy Brockes, dem Chef des ESB Marketing mit Sitz in St. Gallen

Adidas könnte doch aber in der Krise viel Sponsoringgeld sparen. Bei den Shop-Mieten hat man ja das auch versucht.

Kambli: Generell ist festzustellen, dass sich in den vergangenen Jahren Sponsorings zu echten Partnerschaften entwickelt haben. Es geht weniger um Cent-kontrollierte Leistung und Gegenleistung, sondern um ein ehrliches Win-Win. Das wird bei Adidas nicht anders sein – was die Mietzahlungen betrifft, ist das Unternehmen ja zurückgerudert. Ein wichtiges Signal.

Glauben Sie, dass die Corona-Krise die Preise im Sponsoring fallen lässt? 

Kambli: Kurzfristig gesehen, kann das so sein, ähnlich wie bei Transfers von Fußballspielern oder bei den Gehältern der Sportler. Mittel- und langfristig denke ich aber nicht.

Ist es jetzt ideal, als Sponsor kostengünstig in den Sport einzusteigen?

Kambli: Wer jetzt als Sponsor im Sport einsteigt, hat sicher eine gute Ausgangsposition für Verhandlungen. Fast alle Sportarten suchen derzeit händeringend nach Lösungen, um finanzielle Krisen zu vermeiden. Dennoch sollten Sponsoren nicht kurzfristig handeln, sondern nachhaltig und mit einem klaren Konzept für mehrere Jahre. Sponsoring erreicht seine Kommunikationsziele erst auf der „langen Geraden“. Auf „Schnäppchenjagd“ zu gehen, greift meines Erachtens zu kurz.

Häuser & Ehm: Wagnis einer Blattkritik

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Aufm Tisch liegt Meedia, das neue Printmagazin aus München. Daniel Häuser (Clap) und Peter Ehm (headline1), zwei Chefredakteure, blättern und lesen und sagen, wie´s ist oder mal war.

Ehm: Wir waren ja beide bei der w&v, der Fachzeitschrift werben und verkaufen, genauso wie der Meedia-Chefredakteur Matthias Oden. Kann er´s?

Häuser: Peter, schwer zu sagen, dafür kenn´ ich ihn noch zu wenig. Er war zu einer ganz anderen Zeit bei w&v als du und ich.  

Ehm: Auf jeden Fall ist plötzlich Bewegung drin im Markt. Passiert bei Clap auch mal wieder was Neues?

Ist freundlicher als auf der Editorial-Bild: Chefredakteur Daniel Häuser

Häuser: Nee. People-Geschichten wie immer. Aber es hält sich irgendwie.

Ehm: Meedia hat ja diesen sagenumwobenen Verleger Timo Busch. Hast Du den mal getroffen?

Häuser: Natürlich. Bei der letzten Publisher’s Night in Berlin. Er verwickelte mich in ein freundliches Gespräch über die Branche.

Ehm: Und, hat er verraten, warum sein Meedia-Heft plötzlich in München erscheint?

Häuser: Nein, aber wir sind jetzt trotzdem Nachbarn im Münchner Westend.

Chefredakteur Peter Ehm: Mit headline1 produziert er auch Printprojekte

Ehm: Wir waren ja beide beim einstigen Europamarktführer w&v. Knapp 50.000 Auflage pro Woche. Aber da ist ja irgendwie die Luft raus. Nach gefühlten 100 Jahren verzog Chefredakteur Jochen Kalka nach Berlin, Umstellung auf monatlich. Kommt jetzt Meedia groß raus?

Häuser: Sorry. Ich habe da eher so grundsätzliche Überlegungen…

Ehm: Bitte die Fakten, Herr Häuser.

Häuser: Wir beide haben doch Ende der 90er, Anfang der nuller Jahre die aufregendste Zeit der Kommunikationsfachpresse erlebt. Wir haben unseren Beruf gefeiert. Das Park Café war unser Zuhause. Die Arbeit war nicht easy. Aber man konnte was wagen. Jede Woche 200 Seiten Produktion. In der Spitze gab es die gelumbeckte Ausgabe mit 324 Seiten. Wir waren die Marktführer und mit diesem Gefühl sind wir morgens in die Karlstraße (lacht). Unser w&v-Titel mit Rolf Schmidt-Holtz mit der schönen Zeile „Wer will mich?“ hing jahrelang vor dem Eingang zur Chefredaktion. Ressortleiter Stefan Braunschweig stellte manchmal zum Scherz die Frage: Gibt es im Markt überhaupt so viele Stories für die vielen Seiten?

Ehm: Es gab sie, die Super-G´schichten und die wurden ja immer besser. Weißt Du noch, wie ich damals diesen Top-Mann von der Bild geholt habe, der die Skandalgerüchte aus der Marketingbranche hart recherchiert hat. Seine Stories brachten uns dann Schlagzeilen in der Bild. Das ist für mich die hohe Schule des Marketings.

Häuser: Ja die Geschichte erzählst du ja sehr gerne. Wichtig war auch immer die “Blutgrätsche”, wenn was nicht gepasst hat. Oder? Du kommst eben aus dem Boulevard der Abendzeitung. Aber zurück zur Sache. Ich meine, dass die w&v mit ihren Köpfen die Szene über Jahrzehnte geprägt hat und jetzt anderswo immer noch prägt: Andreas Werb, Michael Geffken, Andreas Knaut, Christian Faltin, Kerstin Richter, Klaus Eck, Elke Löw, Burkhard Riering, Andreas Vill, Judith Pfannenmüller, Stefan Krüger. Fallen Dir noch ein paar Namen ein?

Ehm: Denk mal an Konstantin Korosides, den Pressechef von “unister”. Nach der Skandal-Insolvenz mit Flugzeugabsturz war unser Ex-Kollege auf allen TV-Kanälen. Mir fällt jedenfalls im Rückblick neben den Verlagschefs Michael Boos und Martin Korosec unsere Ex-Nachrichtenchefin Katja Pichler ein, die am Dachstein so tragisch verunglückt ist. Das waren und sind lauter Big Names.

Häuser: Katja Pichler habe ich leider erst so richtig als knallharte ProSiebenSat.1-Sprecherin kennengelernt. Schockierende Sache damals, selbst die tz hat darüber berichtet. Was ich sagen wollte: Der unglaubliche w&v-Erfolg wurde von außen unter die Lupe genommen und so entstand ab 2005 eine Welle von neuen Produkten für die Kommunikationsbranche. Die waren größtenteils spezieller, wie auch unser People-Magazin Clap und sorgten für Konkurrenz.

Ehm: Du meinst, das Meedia-Magazin ist eine Wette darauf, dass die guten alten Zeiten wieder zurückkommen?

Der neue Branchen-Titel aus München mit Dankesanzeige auf der U4

Häuser: Keine Ahnung. Vielleicht denkt man sich, dass Corona für eine Veränderung sorgen könnte. Zum „Griff nach der Krone“ – wie auf dem ersten Titel angekündigt – reicht es nach nur einer Ausgabe nicht.

Ehm: Mal Tacheles. Harte Recherche, mitreißende Stories und überraschende Meldungen sind aber doch grundsätzlich viel zu wenig zu erkennen in der Fachpresse. Ich bin oft gelangweilt. Sind wir mit unserem Journalismus-Drill Old School?

Häuser: Ich glaube nicht, dass es “Old School-Journalismus” gibt, sondern nur guten oder schlechten.

Ehm: Ja, aber wenn mir ein Redakteur sagt „ist eh´ bloß ´ne kleine Meldung“, schmeiß ich ihn raus.

Häuser: Oder er kriegt von dir ´ne Abmahnung (lacht schon wieder). Peter, du weißt ja, ich hab Journalismus studiert und ich bin gern Journalist. Es gilt immer noch: aufschreiben, was man recherchiert hat, wenn es stimmt. Die Verteidigungslinien auf der anderen Seite sind aber fieser geworden. Wenn beispielsweise ein Boss von A nach B wechselt, dann gibt es für mich keine Diskussionen. Das ist Fakt und wird publiziert.

Ehm: Ob im Boulevard- oder im Fachbereich: der Respekt gegenüber Print ist irgendwie weg und damit auch die Anerkennung als „höchste Instanz der Öffentlichkeit“. Wenn ich an Beate Wedekind denke oder an Michael Graeter. Bei denen standen die Super-Promis auf der Matte. Frei nach Baby Schimmerlos „wer drin ist, ist drin“. Jetzt muss man froh sein, dass es Print überhaupt noch gibt.

Häuser: Peter, musst du denn nicht langsam wieder zurück nach Wolfratshausen.

Ehm: Da wohn´ich schon seit über zehn Jahren nicht mehr. Sind jetzt in Haidhausen. Außerdem muss ich weg. Vorm Haus Blaulicht und Aufregung. Die Feuerwehr ist da. Notarzt, Straßensperre. Vielleicht schon wieder ´ne Super-G´schicht…

Corona kreativ: die besten Anzeigen, ein Logo für alle und modische Masken

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Adidas zahlt Miete und schaltet keine Anzeigen mehr. Dafür sind andere kreativ und gewinnen.

München war mal die Modehauptstadt. Das ist leider schon länger her. Umso lobenswerter ist die Initiative der Münchner Mode-Macherin Martina Koula. Systematisch und sympathisch hat sie ihre Marke Lakoula positioniert. Klein, fein, authentisch. Ihr Markenzeichen: die farbig stilisierte Jeanstasche. Die regelmäßigen „Rockfestivals“ in ihrem  Shop am Münchner St.-Anna-Platz sind mittlerweile In-Treffs. Und die Gemeinde der Lakoula-Girls wird immer größer (Foto).

Das war vor Corona: Rockfestival bei Lakoula am St.-Anna-Platz
Stilsicher in Corona-Zeiten: Die Maske zur Bluse

Nun also Martinas neuer Coup: Die modisch gestylte Gesichtsmarke, am besten passend zur Bluse. „Meine Nähmaschine und die meiner beiden bayerischen Produzentinnen laufen heiß“, berichtet die Designerin. „Die Masken werden Teil des Outfits und das muss doch gut ausschaun.“ Stimmt. Was Lodenfrey, Willy Bogner und andere nicht geschafft haben, das hat Martina: Für € 20,- ein modisches Lebensfreudezeichen aus München!

Helden-Aktion

Dieses Logo ist for free und soll zum Mitmachen animieren

Und noch ´ne Kreatividee aus München: Filmproduzent Helmut Hartl (Embassy of Dreams) hat mit einigen Kollegen (Nerd Communications, Baggen Design, 0815 Studio) die Kampagne „Kein Held ohne Maske“ gelauncht. Es gibt ein Key Visual, das kostenlos genutzt werden kann, Onlineauftritte und den Aufruf, nicht auf die Maske zu verzichten.

So nah und doch so fern!

Ostergrüße in Münchner Merkur und tz

Wir blicken mal, wie sich´s für München gehört, zu den Feiertagen sehnsüchtig nach Italien. Und sind österlich gerührt. Über die Ippen-Zeitungsgruppe (Münchner Merkur und tz) wünscht das Urlaubsparadies Lignano Sabbiadoro frohe Ostern. Ganz einfach: eine Kinderskizze mit Claim und emotionalem Textbody. Würden am liebsten gleich das Zelt packen und losfahren.

Ein cleverer Starauftritt

Das 18-Seiten-Booklet: Raiffeisen- und Volksbanken zeigen Initiative

Ein Frechdachs-Mädchen mit Glitzersternen bringt den Volks- und Raiffeisenbanken schon wieder Gold (siehe “Kreativ-Sieger der Woche”). Die Kleine ist Titel-Girl für eine 18-Seiten-Beilage auf 1/1 Anzeige. Großes Kino mit viel Emotion und dem Bekenntnis „Wir glauben an alle die an morgen glauben“. Dazu hat ja die Raiffeisentruppe noch diverse TV-Spots am Laufen – perfekte Markenpräsenz mit Langzeitwirkung.

Hallo Nachbar!

Eine Doppelseite aus dem aktuellen Aldi-Magazin

Nach der Corona-Großoffensive ist wieder Sonderangebots-Alltag im deutschen Lebensmittelhandel eingekehrt. Nicht so bei Aldi. Das hauseigene Magazin „Meine Woche“ (gültig ab Die., 14.4.) widmet Corona immerhin eine Doppelseite. Links das Danke an Mitarbeiter und Kunden, rechts eine Wandzettelvorlage zur Nachbarschaftshilfe. Guter Service, intelligenter Auftritt, in Millionenauflage.

Ein Sponsor zeigt Mut

Continental ist einer der Hauptsponsoren der Tour de France

Zum Abschluss dieser Folge ein Ausblick in den kommenden Sportsommer. EM, WM, Olympia. Ist ja praktisch alles abgesagt. Alles? Nein, die Tour de France trotzt – zumindest bis jetzt – der Corona-Krise. Sie soll planmäßig am 27.6. in Nizza starten, wäre dann das Top-TV-Event des Jahres. Ein deutscher Hauptsponsor des Radevents zeigt sich zuversichtlich. Continental setzt auf die Tour – und nebenbei auf das Millionenheer deutscher Rennradfahrer/innen. Wer bis zum 31.5. einen Conti ab 17 Zoll kauft, der kann ein Vip-Wochenende in Paris gewinnen. Danke Continental! Da lohnt sich das Training in frischer Luft und Vorfreude ist besser als nix…

Der Elchtest von Adidas

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Was lernen wir aus dem Adidas-Mietenskandal? Wer in der Krisen-PR Pech hat, verliert mehr als nur Umsatz. Die Analyse des Falls.

Ein Mietskandal kann durchaus ein gutes Geschäft sein. Zum Beispiel für Aktienkäufer. Weil Adidas erklärte. während der Corona-Krise keine Shop-Mieten mehr zu überweisen, fiel die Sportaktie von über € 240,- auf rund € 160. Die Schnäppchenjäger freuten sich. Der Rest der Welt war entsetzt. Die Love Brand mit den drei Streifen war plötzlich keine mehr. Wie konnte das passieren? Warum? Weshalb? Wie lange noch? Die Analyse eines PR-Gau:

Hobby-Sportler und Erfolgsmanager: Kasper Rorsted, CEO Adidas Group

1. Vergebliches Zeitspiel
In jedem PR-Handbuch steht, dass Krisen-PR „Wahrhaftigkeit und Unmittelbarkeit“ verlangt. Bei Daimler weiß man das zum Beispiel seit 1997. Damals hatte ein schwedischer Journalist beim „Elchtest“ die neue A-Klasse umgeworfen. „Na und? Bald wieder vergessen. Ein Schwede…”
Falsch. Der „Elchtest“ wurde für den Autokonzern zum Image- und Finanzdebakel. Daimler reagierte zu spät. Auch bei Adidas verging zu viel Reaktionszeit. Am 26.3. flog der Mietstopp auf durch die Bild. Am 29.3. kündigte der CEO im FAZ-Interview eine teilweise Rücknahme des Zahlungsstopps an. Am 2.4. dann die Entschuldigungsanzeigen mit Zahlungsgarantie. Unterschrift? „Ihr adidas Team“. 7 Tage Elchtest-Feeling, Fortsetzung folgt (=>3).

München im Herbst 2019: einer der seltenen Aussenauftritte von Adidas in XXL
  1. Unterschätzte Journalisten
    Adidas hatte in den vergangenen Jahren seine Budgets für Kommunikation, Werbung und PR nahezu komplett ins Netz verlagert. „Print ist oldschool“, hieß es dazu. Bei Bloggern wisse man, was die veröffentlichen. Dagegen würden Journalisten zu „Kritik und Unkontrollierbarkeit“ neigen. Außerdem hätten Soziale Medien viel höhere und jugendlichere Reichweiten. Diese Rechnung ging auf – bis zum Mietenskandal. „Oldschool“ berichtete nun groß über das herzlose Adidas. In dem Fall konnte wirklich jeder mitreden und so kam eine redaktionelle Push-Performance ins Spiel. Ein SPD-MdB verbrannte sein Adidas-Shirt. Minister Scheuer schimpfte und Kollege Seehofer tadelte den Konzern. Die Skandalreichweite kam knapp an die 100 Prozent. Für Adidas anscheinend völlig unerwartet. Vielleicht rächte es sich, Verbindungen in die Verlagshäuser gekappt zu haben. Keine Freunde, keine Infos. Besonders hart für Adidas: Ein paar Seiten nach der teuer bezahlten Entschuldigungsanzeige betitelte die FAZ redaktionell den Adidas-Chef Kasper Rorsted als „Buhmann der Nation“.
Shitstorm mit drei Streifen? Adidas auf Facebook
  1. Der CEO und sein Siegeswille
    Kasper Rorsted, der aktuelle Chef der 3 Streifen, gehört zu den erfolgreichsten Managern Europas. Das war bei Compaq so, bei Hewlett-Packard und auch bei Henkel und Adidas. Seit Amtsantritt 2016. präsentierte der Däne eine Adidas-Rekordbilanz nach der anderen. Für 2019: Knapp zwei Milliarden Euro Gewinn. Kasper Rorsted, 58, ist so was wie das Wunschkind des internationalen Kapitalmarkts. Mehr Umsatz, steigender Aktienkurs, schöne Dividenden. Und auch die Zielgruppe huldigt. In aller Welt. So kommen schon mal 10.000 Bewerbungen pro Monat in die High-Tech-Adidas-Zentrale nach Herzogenaurach. Fehler? Können auch ihm passieren, natürlich. Zum Beispiel beim Boston Marathon. Vier Jahre nach dem Bombenanschlag mailte er 2017 als Hauptsponsor jedem der 26.500 Läufer: „Glückwunsch, Du hast den Boston-Marathon überlebt“. Der CEO entschuldigte sich. Wie jetzt, 2020, im Mieten-Skandal. Aber diesmal war´s ein Stotter-Sorry. Erst hieß es, Adidas zahle nix, dann die Shop-Mieten an die Privateigentümer und schließlich Shop-Mieten für alle. In den aktuellen Print-Medien war damit der Fall Adidas erledigt. Nur einmal gab´s kurz ein Aufflackern. Der Sportkonzern überlege 2 bis 3 Milliarden Kredithilfe in Anspruch zu nehmen.

Dagegen tobte im Netz ein Shitstorm ohne Ende. Allein bei Facebook erhält nahezu jede Adidas-Kritik vierstellige Zustimmung. Beispiele vom 7.3.: „Bestellung storniert“ – 1771 Likes; „nie mehr kaufen“ – 1.288 Likes; „das ist Markenvernichtung und lächerlich“ – 2276 Likes.
Auf die Frage, ob nun weitere Aktionen zur Imageverbesserung geplant seien, hieß es aus Herzogenaurach knapp: „Nein.“

Ein Lächeln aus Rom

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Warum ist Italien weiter Sehnsuchtsland? Weil es solche Briefe gibt, der unten im Text nachzulesen ist.  Er kommt aus Rom, von Michaela Namuth.

Die Autorin Michaela Namuth vor römischem Plakat

Sie lebt seit 25 Jahren in Italien mit Hauptsitz in Rom, schrieb lange Zeit für Brandeins und wuv. Dort gehörte sie zu den besten Korrespondentinnen, mit exklusiven Kontakten zu den Benettons, den Ferreros und den Lamborghinis. Nach Marketing und Medien widmete sich Michaela Namuth dem Reisejournalismus. Bei DuMont erschien ihr Reiseführer über Florenz. Als Autorin schreibt sie weiterhin für die Berliner Taz. Hier also ihr Corona-Lagebericht aus der italienischen Hauptstadt. Aktuell, nachdenklich und ein bisschen azzurro

Der Himmel ist blau, die Bäume schlagen aus.
Ein Bus fährt vorbei, leer.Nachts ist es still.
Im Stadtzentrum geht nur noch der Papst spazieren.
Vor dem Balkon zwitschern deutsche Zugvögel, die es nicht mehr über die Grenze geschafft haben.
Die Lieblingspizzeria ist geschlossen.

Chiuso: die Pizzeria in San Giovanni. Ein Pilgerort für die Fans des AS Rom. Dort kochte nämlich die Mama von Fußballstar Francesco Totti

Der Hund ist glücklich. Endlich sind alle zuhause.
Der Nachbar von unten trägt keine Maske. Unter Mussolini hätte es das nicht gegeben, sagt er.
Die Nachbarn von oben lieben ihren Staubsauger.
Auf den Balkons singt niemand mehr Azzurro. Dort hängen jetzt Nationalflaggen.
Ich habe zum ersten Mal seit 20 Jahren Musikkasetten abgestaubt.
Der Zeitungshändler hat noch auf.
Meine neapoletanische Freundin raucht auf der Straße. Alles geht vorbei, sagt sie.
Es liegen immer mehr Hundehaufen auf dem Gehsteig.
Ich stehe eine Stunde lang Schlange vor dem Supermarkt.
Wir tragen Fahrradmasken, andere gibt es nicht.
Das Auto springt nicht mehr an.
Ich lese einen griechischen Krimi.
Wir essen viel Pasta, aber morgen gibt es Kartoffelpuffer.
Die Marktfrau verkauft Pfingstrosen.
Wir sind ein großes Volk, sagt jemand im Fernsehen.
Die Bettler sind weg.
Man hört das Plätschern der Brunnen.
Die Kinder der rumänischen Nachbarn spielen Federball im Gemeinschaftsgarten. Ihre Eltern arbeiten im Krankenhaus.
Die Weinvorräte schrumpfen.
Das Klimaanlagengeschäft ist geöffnet. Der Fischhändler hat zu.
Die Luft ist rein wie nie.
Ich denke, ich werde Ostereier färben.

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