Tag archive

Guido Kambli

Adidas, Allianz & Olympia: Lockdown im Sponsoring?

in Artikel

Corona-Chaos auch im Sportmarketing? Ein Interview mit Sportrechte-Anwalt Guido Kambli.

Der Münchner Jurist ist Leiter der Sportrechte-Crew der  BAY GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsanwaltsgesellschaft. Er war bis 2012 Mitglied des Beirats beim TSV 1860 München und involviert im Naming-Right-Vertrag der Allianz Arena.

Herr Kambli, zu Ihren Mandanten und Verhandlungspartnern gehören Vereine aus nationalen und internationalen Fußball-Ligen sowie die Allianz, Sortimo, Nike, Infront oder Lagadère. Von welchen Reaktionen können Sie aus der Welt der Sportfinanzen berichten?

Kambli: Ich bitte um Verständnis, dass ich unsere Mandanten nicht konkret benennen kann. Generell kann ich feststellen, dass der Sport und seine Sponsoren in der Krise wohlüberlegt und professionell reagieren. Der erste Reflex bei den Sponsoren, die wir vertreten, war nicht, zu kürzen, sondern partnerschaftlich kreative und wirtschaftlich vertretbare Lösungen zu finden.

Beste Connections ins Eishockey: Guido Kambli (m.) mit Tom (li.) und Erich Kühnhackl und dem berühmten Stanley-Cup, den Tom 2x gewann

Aber beim Fußball-Drittligisten Unterhaching hat doch gleich der Hauptsponsor gekündigt. 450.000,- Euro fehlen dem Präsidenten Manfred Schwabl.

Kambli: Dafür hat in Frankfurt die Deutsche Bank für kolportierte 5,5 Millionen Euro pro Jahr die Namensrechte für das Eintracht-Stadion übernommen. In unserem Business wird es auch nach Corona immer wieder Veränderungen geben. Dabei gilt immer: Je tiefklassiger die Fußball-Clubs, desto härter der Kampf um die Budgets – und desto kreativer müssen die Verantwortlichen sein.

Wie sehen Sie die internationalen Verbindungen zwischen dem Sport und der Wirtschaft. Olympia ist verschoben, die EM ebenfalls und die Champions League wird auch verspätet weiterspielen. Was raten Sie in diesen Fällen ihren Mandanten, die Millionen investieren?

Kambli: Zunächst unterstützen wir die von uns vertretenen Unternehmen dabei, faire und kreative Lösungen zu finden und ausgefallene Sponsoring-Maßnahmen zu kompensieren – zum Beispiel mit Online-Events und -Kampagnen oder zusätzlichen TV-relevanten Werbeflächen bei wahrscheinlich bald stattfindenden Fußball-Geisterspielen.

Fit im Fußballdress: Rechtsanwalt Kambli (li.) mit FC Bayern-Vorstand Andreas Jung

Aber da gibt es doch ein Sonderkündigungsrecht bei Doping- und anderen schweren Verstößen. Gilt das auch jetzt?

Kambli: Zur Fußball-Bundesliga: Wäre es zum Abbruch der laufenden Bundesligasaison gekommen, wären die Vereine von ihrer Pflicht zur Erbringung einer noch ausstehenden Werbemaßnahmen befreit gewesen. Der Sponsor wäre im Gegenzug nicht mehr verpflichtet, seine ausstehende Vergütung zu entrichten. Darüber hinaus hätte er bereits erbrachte Zahlungen eventuell anteilig zurückverlangen können. In vielen Sponsoringverträgen finden sich Force-Majeure-Klauseln. Diese enthalten regelmäßig individuell zwischen den Parteien vereinbarte Vertragsmodalitäten für den Eintritt unabwendbarer Ereignisse („höhere Gewalt“). Ob eine Corona-bedingte Verletzung vertraglicher Leistungspflichten einen solchen Fall höherer Gewalt darstellt, ist noch nicht höchstrichterlich entschieden, viele Argumente sprechen aber grundsätzlich dafür. Deshalb war es für die Rechteinhaber wichtig, die Events zu verschieben, die laufenden Serien zu unterbrechen, aber eben nicht abzusagen.

Insider international: Kambli mit Hans-Willy Brockes, dem Chef des ESB Marketing mit Sitz in St. Gallen

Adidas könnte doch aber in der Krise viel Sponsoringgeld sparen. Bei den Shop-Mieten hat man ja das auch versucht.

Kambli: Generell ist festzustellen, dass sich in den vergangenen Jahren Sponsorings zu echten Partnerschaften entwickelt haben. Es geht weniger um Cent-kontrollierte Leistung und Gegenleistung, sondern um ein ehrliches Win-Win. Das wird bei Adidas nicht anders sein – was die Mietzahlungen betrifft, ist das Unternehmen ja zurückgerudert. Ein wichtiges Signal.

Glauben Sie, dass die Corona-Krise die Preise im Sponsoring fallen lässt? 

Kambli: Kurzfristig gesehen, kann das so sein, ähnlich wie bei Transfers von Fußballspielern oder bei den Gehältern der Sportler. Mittel- und langfristig denke ich aber nicht.

Ist es jetzt ideal, als Sponsor kostengünstig in den Sport einzusteigen?

Kambli: Wer jetzt als Sponsor im Sport einsteigt, hat sicher eine gute Ausgangsposition für Verhandlungen. Fast alle Sportarten suchen derzeit händeringend nach Lösungen, um finanzielle Krisen zu vermeiden. Dennoch sollten Sponsoren nicht kurzfristig handeln, sondern nachhaltig und mit einem klaren Konzept für mehrere Jahre. Sponsoring erreicht seine Kommunikationsziele erst auf der „langen Geraden“. Auf „Schnäppchenjagd“ zu gehen, greift meines Erachtens zu kurz.

Marketing-Knigge Wiesn (Teil II)

in Artikel

Achtung: Ein flott realisierter Wiesn-Besuch kann in die Hose gehen. Outfit, Colorcode, B-to-C, Complience – hier die wichtigsten Tipps für den Agentur- und Werbemenschen.

Hier gibt´s alles: Tickets, Termine, Tische und Lederhosn

München – Vor drei Jahren kamen sieben Millionen zum Oktoberfest. 2018 waren´s nur 6,3 Mios. Ist also aktuell leicht luftiger zwischen Zelt und Wilder Maus. Somit kann sich die/der Kreative auf die elementare Frage nach dem Outfit konzentrieren.

1. Müssen wir uns zum Oktoberfest 2019 wirklich vom Dekoletté verabschieden?

Zunächst einmal: Jeder sollte zur Wiesn in fescher Tracht erscheinen. Aber in diesem Jahr ist die In-Lady zur Defensiv-Präsentation von Tracht & Pracht angewiesen. Heißt: Hochgeschlossene Dirndl bzw. hochgeschlossene Blusen (mit Spitze) umhüllen die Oberweite im herbstlichen Treiben. Die headline1.de-Mode-Chefin gibt außerdem bekannt:
• Braune Bundlederhosen und kreischfarbige Mini-Dirndl (Länge 50/grün, orange, pink) bleiben im Schrank.
• Die Burschen kommen in kurzen Lederhosen (max. bis zum Knieansatz); in hellen Farbtönen, bitte nur mit dezenter Stickerei.
• Dazu Kniestrümpfe, Haferlschuhe und die einfarbige Weste (Samt/Seide/Leinen) mit Mikromuster.

Hirschlederhose (re.) für € 799: Aktuelles Angebot von Galerie Karstadt Kaufhof

• Das beliebte Karohemd steht modisch auf der Kippe. Besser: einfarbig, z.B. weiß.
• Die Dirndlfarben der Saison: Gedeckt, also Grau, Beige, Bordeauxrot, Brombeer und Dunkelblau.

2. Muss ich einen Kellner bestechen, um ins Bierzelt zu kommen?

Nein, um Gottes Willen, nicht. Einmal müssen Sie allerdings ins Zelt kommen. Am Besten unter der Woche, zum Mittagstisch. Dort merken Sie sich die Namen Ihrer Servicekraft z.B. Josef, Maria, oder eben Leon (Foto).

Top-Profi Leon Schüttbacher: Einst im Hippodrom, jetzt in der Schönheitskönigin auf der Oiden Wiesn

Beim Trinkgeld nicht knausrig sein und schon ist eine perfekte B-to-C-Kundenbeziehung installiert. Die überdauert mindestens eine Saison. Ein Beispiel: der Schüttbacher Leon in der „Schönheitskönigin“ (Zelt auf der Oidn Wiesn). Der sympathische Österreicher ist Bier-Sommelier und war jahrelang Chef in der Königsloge vom Hippodrom (gibt´s nicht mehr, => Folge I, Sepp Krätz). Leon kennt seine Stammgäste und findet, trotz Buchungsstand 90 Prozent, für jeden noch ein Platzerl. Danke Leon!

3. Wer sind aktuell die coolsten Gastgeber aufm Oktoberfest?

Wer eingeladen wird, der erhält in der Regel ein Eintrittsband („bandl rosso“). Damit ist schon mal jeder Gastgeber cool, weil er für Bier und Brotzeit aufkommt. Annette Weber (Bild) glaubt, dass das heißeste Ticket die Madl-Wiesn #femaleleader U50 ist. Kann sein (=> Absatz 4, Digis & Techis).
Der Marketing-Insider zieht allerdings die Bandl vom Münchner Marketing Club vor. Denn auf dieser Wiesn gibt der neu gewählte Club-Präsident Alexander Wunschel seinen ersten Chef-Showdown. 700 Mitglieder können happy sein: Der Marketing Club ist aus der Weißbiersiesta erwacht.

TV-Chef Gottfried Zmeck (li.) mit Ex-Vizebürgermeister Josef Schmid (jetzt MdL)

Vom Schützenzelt rüber ins Weinzelt: Das ist so was wie der Thronsaal von Gottfried Zmeck. Der Fernseh-CEO (Goldstar TV, Heimatkanal, Romance TV) hat sein Reich jetzt in „Fernsehen mit Herz“ neu gebrandet, feiert aber mega wie eh und je. Johnny Logan, Helmut Markwort, Jutta Speidel, Michael Holm, Katharina Behrend – keiner bringt so viele illustre Promis zum Wiesnfest wie der Gottfried. Unvergesslich: Der Doppelseitenauftritt von Roberto Blanco auf der Empore balancierend.


4. Was finden Digis (digital Werktätige) und Techis (Programmierer) so sexy an der Wiesn?

Digital-Expertin Birgit Ströbel (Ex-ImmoScout) mit Regierungsberater Andreas Weigend

Wir blicken in die glänzenden Augen von Andreas Weigend (Foto). Nach seiner Zeit bei Amazon und Jeff Bezos, ging er auf Weltreise, um die digitale Welt zu erklären. Andreas berät die deutsche Regierung, gehört zu den gefragtesten Data-Revolution-Referenten – und ist, wie Millionen seiner Kollegen, ein Wiesn-Fan.
Mittlerweile weltberühmt ist die Digi-Konfi „bits & pretzels“. Zum Finaltag am 1. Oktober werden 5000 Gründer, Investoren und Start-up-Enthusiasten das Schottenhamel-Festzelt stürmen. Ab 9 Uhr früh talk & learn, face to face. Ex-Präsident Barack Obama kommt als Top-Speaker. Nach dem Programmpunkt „surprise“ ist allerdings um 13 Uhr Schluss für die Digis.
Fest steht: Die Digital-Zielgruppe (jung, frech, frisch) hat das Münchner Oktoberfest fest in der Smartphone-Hand. Allein die offizielle Wiesn-Site oktoberfest.de, unter der Leitung von Chefredakteur Gunner Jans (Ex-AZ), erwartet in diesem Jahr 10 Millionen Klicks. Dazu Millionen Selfies und Likes auf Facebook & Co. Der Erfolg ist übrigens recht einfach zu erklären: Beim Oktoberfest wird das zur Realität, was man theoretisch vorbereitet hat (Tickets, Meetings, Bussis & Herzis). Einfach schön!

4. Darf ich als Marketingleiter eine Einladung zur „zünftigen Wiesnführung“ (34,-€) mit anschließender Bewirtung in der „oiden Wiesn“ annehmen?

Dazu unser Experte, Rechtsanwalt Guido Kambli aus der Münchner Kanzlei Duvinage-: „Als erstes sollte man sich nach den Compliance-Richtlinien im eigenen Unternehmen erkundigen. Auf der sicheren Seite ist derjenige, der die Einladung mit seinem Vorgesetzten oder dem Compliance Officer bespricht und sich genehmigen lässt. Probleme können sich ergeben, wenn der Einladende aktuell im Auftragspitch mit der Firma des Eingeladenen steht oder umgekehrt. Natürlich ist jeder Fall individuell zu bewerten. Aber generell lässt sich feststellen, dass bei den zu erwartenden Aufwendungen für den Gast, wenn dazu nicht noch eine Anschlusseinladung in eine Diskothek oder ähnliches folgt, bei Berücksichtigung der oben genannten Vorbereitung, keine betriebsrechtlichen Folgen zu erwarten sind.“


So schaut´s aus. Mit unseren zwei Folgen zum Thema „kreative und erfolgreiche Eigenvermarktung auf der Münchner Wiesn“ wünscht die headline1.de-Redaktion allen Besuchern ein frohes Fest.

nach oben